…und weil ich es nicht vergessen habe…
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Hinter dem Bretterzaun
Es begann eigentlich furchtbar grottig. Verschlafen, weil man nicht geweckt wurde. Wäre mein Fahrer und Initiator dieser ganzen Sache nicht noch mit einem Frühstücks-Croissant aufgetaucht, ich hätte vermutlich den Abfahrtszeitpunkt schlichtweg verschlafen. Man wird sonst echt wegen jedem Pieps geweckt… aber nicht für so was. War irgendwie klar, oder? …
Es folgte natürlich der pure Stress. Wo eigentlich mehr als genug Zeit eingeplant war, hatte man plötzlich eigentlich nicht mal ansatzweise genau die. Da waren dann so ungeplante Anforderungen Dritter wie Wäsche waschen auch noch „super“ hilfreich. Es drohte alles in echtem Chaos zu enden.
Endlich mit Sack und Pack im Treppenhaus wurde die Drohung geradezu greifbar. Wäre noch ein dusseliges Wort gefallen, … das ganze Unternehmen hing für Sekunden an einem sehr seidenen Faden, die Eskalation lag greifbar in der Luft. Ich wusste nicht mehr was ich tun sollte und griff einfach instinktiv meine Sachen und turnte die Treppe runter und raus aus dem Haus. Anscheinend das einzig Richtige was ich in dem Moment tun konnte. Es blieb bei der dräuende Wolke, die sich langsam aufzulösen begann.
Mit knapp anderthalb Stunden Verspätung waren wir dann doch endlich unterwegs. Glauben konnte ich das irgendwie noch nicht so ganz.
Ich hätte mich vielleicht freuen sollen, irgendwo ganz tief drinnen tat ich es wohl auch, aber die ersten Kilometer herrschte eher Ungläubigkeit und Unsicherheit vor. Es wollte mir nicht in den Schädel, dass wir tatsächlich unterwegs waren.
…und dann noch die Tatsache: Es gab wirklich noch eine Welt hinter meinem Bretterzaun Hiltowns! …
Es hatte sich manches verändert, anderes wird sich wohl NIE verändern: Deutschlands Autobahnen sind letztlich nur eine Aneinander-Reihung diverser Baustellen! Reißverschlussverkehr kennt man auch nur in der Theorie… -.-
Dafür spielte das Wetter einfach nur perfekt mit. Zwar ist der Herbst mittlerweile definitiv angekommen aber die Sonne ließ sich davon nicht wirklich beeindrucken. Ich meinte irgendwann an diesem Wochenende: “Na ja… wenn Engel reisen. ^^ Hab meine Hörnchen auf dem Kopf einfach mal versteckt für dieses Wochenende. ”
Die Fahrt an sich war leicht nervig. Wie gesagt: Baustellen, dusselige Verkehrsteilnehmer, stopp and go… die üblichen kleinen Ärgernisse eben.
Je weiter wir uns von Hiltown entfernten desto mehr entspannte ich mich. Es gab nichts zu deuteln, die Reise nach Lübeck war ein Fakt! Endlich krabbelte dann auch mal die Freude aus ihrem Versteck und es wurde im Auto lustiger.
Kurz vor Lübeck allerdings kam dann doch die Nervosität richtig hoch, Panik klopfte an. Was fast dazu geführte hätte, dass wir uns noch gnadenlos verfahren. :x
…tja.. und endlich standen wir also auf dem Parkplatz vor dem Haus… und ein Floh wartete schon. So gar nicht flohig, eher schon völlig gelassen, wie ein Fels in der Brandung. ^^
Die Begrüßung kann man nur so beschreiben: Herzlich, warm und aufmerksam. Man fühlte sich einfach nur vom ersten Augenblick an Willkommen. Ein Gefühl, was zumindest mich, den Rest des Wochenendes nicht mehr verlassen sollte.
Das war… einfach eine völlig andere Welt. Etwas, wovon man manchmal träumt oder es sich ausmalt.
Später fuhren wir noch nach Lübeck rein.
Ich mag Lübeck. Verwinkelt, kuschelig, für eine Großstadt vielleicht ein wenig provinziell. Aber das kenne ich ja schon von Hiltown und wenn ich ehrlich bin, dann ist es genau das, was ich an Hiltown so mag. Es liegt eine gewisse Ruhe über der Stadt, die Menschen sind nicht permanent in Hetze und trotzdem hat man so ziemlich alles, was man sich so von einer Großstadt wünscht/erwartet. Selbst das Phänomen, dass man schon mal in englisch oder sonst einer Fremdsprache angequasselt wird, begegnet einem in beiden Städten. Als alte Bistumsstadt hat Hildesheim gleich ein ganzes Arsenal an sehenswerten Kirchen inklusive eines Domes und Lübeck besteht ja auch nicht nur aus dem Holstentor – welches übrigens ein sehr interessantes Museum beherbergt. Allerdings fand ich die Räumlichkeiten an sich wesentlich interessanter. Ich würde glatt da einziehen, wenn man mich nur ließe. ^^
Ich mag Lübeck. Lübeck ist sehenswert und irgendwann mag ich da noch mal hin mit gaaaaaaaaaanz viel Zeit und die Stadt so richtig erkunden. Gerade die ganzen kleinen Gassen und versteckten Plätze.
Den Abend verbrachten wir mit Floh, ihrer Mom und einem Freund der Familie… und… es war einfach nur lustig, schön, angenehm, interessant… rundum perfekt. Jedenfalls für mich. …und wie schon gesagt, wenn wir nicht irgendwann so fürchterlich müde gewesen wären, wir hätten wohl noch Nachmittags zusammen gesessen. ^^
Nach nicht ganz 4 Stunden trieb es mich allerdings schon wieder aus dem Bett. Völlig bescheuert… da hat man die Chance mal ungestört ausschlafen zu können und kriegt nicht mal so was simples hin. -.- Es lag nicht an der fremden Wohnung oder so… es war einfach die gewohnte Unruhe nach dem ersten Aufwachen. Also schlich ich in die Küche, machte es mir gemütlich und genoss einfach die Ruhe im Haus und das Wissen, dass mir wohl kaum einer gleich im Rücken stehen wird mit irgendwelchen Anforderungen. Ich hatte einfach mal Zeit für mich. Keinen Termin, keine Aufgaben, nichts, was stören konnte. Nur der gewohnte Kaffee fehlte und mein Hirnkasten mahnte mich in Zukunft mit Dingen wie Sekt sparsamer umzugehen (dabei waren das nur 4 Gläser über den ganzen Tag verteilt gewesen o.O ).
Den Kaffee konnte ich locker verschmerzen. Es gab ja auch überhaupt keinen Grund schnellstens munter zu werden. So saß ich also ganz kuschelig auf den Treppenstufen zur Küche, tippte in Ruhe den Sotd, lass Dinge, die ich schon seit Wochen immer wieder aufschob, weil mir die Zeit fehlte und irgendwie träumte ich auch einfach vor mich hin. Aber das Schönste war wohl die Sache mit dem Bad…
Keiner da, der es blockierte oder mir erklärte, dass ich nicht all zu viel Zeit haben würde zum Duschen etc. Sauber, frisch und aufgeräumt… kann man da eigentlich einziehen? o.O :fear: ^^
Nach und nach wurde auch der Rest munter. Was aber der Gemütlichkeit und Ruhe überhaupt keinen Abbruch tat. Ganz im Gegenteil war es einfach nur eine Bereicherung. Gemeinsam chillen macht schließlich noch viel mehr Spaß. Jedenfalls mir.
Später machten wir uns auf den Weg in Richtung Strand.
STRAAAAND!!! WASSER!!!
Oh man… ich muss ehrlich gestehen, so im Nachhinein ist es mir schon ein bisschen peinlich. Ich glaube ich hab mich wie ein kleines Kind aufgeführt, dass man von der Leine gelassen hat… :x …und wenn es nicht so saukalt geworden wäre, ich hätte die ganze Nacht auf dem Steg verbringen können. Wenn ich was wirklich liebe… dann Strand und Meer und Wind und das Salz in der Luft, dass die Lippen so schön austrocknet und nach me(e)hr schmeckt, der Geruch nach Seetang und Algen… Ich freute mich sogar über den dämlichen Sand in den Schuhen (den ich auch nicht ausgekippt hab, der ist da noch drin… *räusper* :x ).
Ich erinnerte mich wieder daran, dass Hannover damals eigentlich nur eine Zwischenstation sein sollte. Auch wenn es eine plötzliche Gelegenheit gewesen war, die sich mir bot, damals war für mich immer klar gewesen, dass es nur ein Zwischenstopp auf dem Weg zur Küste sein sollte. Mein Gott… das letzte Mal, dass ich an der Ostsee war muss irgendwo ’95/’96 gewesen sein. o.O Damals hatte ich noch mein S4 von Siemens, dass unfreilwillig ein Bad in der Ostsee nahm. *lach* Aber hey… das Ding habe ich heute noch und es funktioniert sogar noch, trotz Taufe mit Salzwasser. ;)
Irgendwann mussten wir aber halt wieder zurück. Wir tranken noch einen Kaffee und als krönenden Abschluss zeigte sich uns noch ein rot-orangener Mond über dem Meer. Viel perfekter konnte es eigentlich nicht mehr sein.
Wieder zurück in Flohs gemütlichem Heim gab es erst Mal leckere Pasta in drei verschiedenen Versionen. Irgendwann muss ich mal um die Rezepte betteln gehen.. MJAMM!
Danach saßen wir noch zu viert gemütlich zusammen und quasselten. Die Zeit verflog einfach viel zu schnell… :x Ob wir nun wollten oder nicht, langsam mussten wir wieder Richtung Süden. Es ging schon gut auf 1 Uhr zu, als wir endlich unterwegs waren. Mein Kopf wusste, dass es sein musste. Alles andere rebellierte. Ich mochte da nicht weg. Ich wollte einfach nur wieder umdrehen.
Auf der Rückfahrt – na klar um die Zeit – hatten wir freie Fahrt, abgesehen von den schon erwähnten Baustellen. Wir kamen für meinen Geschmack viel zu gut voran. Gegen halb 4 Uhr trudelten wir in Hiltown ein. Die vertrauten Lichter und Straßen hatten mich wieder… und auch alles andere.
Als ich die Wohnungstür aufschloss tat ich das mit sehr gemischten Gefühlen. Interessant… da kommt man nach Hause und steht erst mal vor einer WAND! o.O Es war binnen Sekunden klar, dass über das Wochenende nicht ein Mal gelüftet worden war…
Das erste über das ich “stolperte” waren zwei völlig verdatterte Katzen, die mir ab da nur noch um die Beine tigerten. Ich musste höllisch aufpassen denen beiden nicht auf die Pfoten zu tappsen.
In der Küche begrüßte mich ein Schwarm Essigfliegen… Erm… oookay… lassen wir das Thema. Ich hätte schwören können selbst die freuten sich… *hust*
Ein Versuch meinen Rechner zu starten war nicht das Problem, die Sache mit dem I-Net schon eher. Na ja… was soll ich sagen? DANKE BLACKY! *knuddel*
Um halb 5 Uhr lag ich in meinem Bett. Zwei eng angekuschelte Katzen inklusive. Kalt würde mir mal nicht werden, so viel war sicher.
Freundlicherweise wurde ich nicht gleich um halb 7 wieder aus dem Bett geschmissen. Gegen 8 krabbelte ich da das erste Mal freiwillig raus, nur um festzustellen, dass Bad mal wieder blockiert war. Man kennt das schon. Immerhin gab es eine halbe Stunde später ein doch relativ freundliches Guten Morgen – das ich allerdings nicht so wirklich registrierte, weil einfach noch nicht wach und eh noch viel zu müde. Daran änderte auch der dämliche Husten nichts, der sich mittlerweile auch prompt wieder eingestellt hatte.
Ich verkroch mich wieder in mein Bettchen. Um halb 10 war damit dann aber auch Schluss. Schonfrist um. Das Gegrummel an der Tür war eindeutig genug. Und alles nur, weil ich in meiner Müdigkeit aus versehen seinen Schlüssel an den Platz gelegt hatte, an dem ich meinen abzulegen pflege. :x Man sollte sein Hirn ehrlich möglichst immer beisammen haben…
Mittlerweile ist die Wohnung wieder gelüftet. Die Katzen sind heute die reinsten Stolperfallen. Ich kämpfe noch mit dem Küchenchaos und ein Blick in Kühl- und Vorratsschrank erklärte mir demonstrativ, dass nicht eingekauft worden war. Mir wird schon noch was einfallen, was ich heute Abend kochen kann. Hoffe ich zumindest.
Im Kopf bin ich noch ganz woanders.
In meinem kleinen Regal neben dem Schreibtisch steht ein kleines Glas mit Sand. Der konnte ja nun nicht in den Schuhen bleiben… ^^
Ein kleines Traum-Glas.
Ich weiß jetzt, wie ein Flausch-Container real aussieht. Und das ist gut so.
Danke!
…euch allen, die es ermöglicht haben.
https://www.youtube.com/watch?v=iOEbFtsrKpo