Ein guter Tag

IC Writing

Heute mal wieder ein Archiv-Fundstück. Have fun ist hier aber wohl etwas unpassend… mhhh…  :gruebel:
Wie auch immer…

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Seit Tagen war sie in erwartungsvoller Vorfreude.
Das sie die besser nicht all zu deutlich zeigen sollte störte sie wenig. Sie hatte längst gelernt ihr Innerstes vor der Außenwelt zu verbergen. So klein ihre “Außenwelt” nun auch sein mochte. Es war ein Teil von ihr, selbstverständlich, geschah ohne noch groß darüber nachdenken zu müssen. Manchmal hörte sie Nachbarn hinter vorgehaltener Hand flüstern, was für eine kalte, unnahbare Person sie doch sei, bei der man ja nie wisse… Hin und wieder taten solche Flüstereien noch weh. Meist hörte sie jedoch einfach weg, ging ihrer Wege. Es war einfacher gar nicht mehr wissen zu wollen, was man so über sie zu flüstern hatte.

Endlich also war der Tag da. Ihr zukünftiger Schwiegervater war diese Woche 50 geworden. Heute Nachmittag sollte dieses Ereignis gebührend gefeiert werden und sie durfte mit. Schon vor Tagen hatte sie ihre besten Sachen nach und nach ausgebessert, gewaschen und gebügelt. Sie hingen bereit in ihrem kleinen Schrank. Wohl tausend mal hatte sie immer wieder alles kontrolliert. War auch wirklich alles in Ordnung? Konnte man so weg gehen? Nicht das ein übersehener Fleck oder eine schadhafte Stelle doch noch alles zunichte machen würde. Nein, es war alles in Ordnung.

Sie stand gleich zwei Stunden früher auf als gewöhnlich. Jetzt bloß nicht noch einen Fehler machen. Also besser genug Zeit haben ihre Pflichten zu erledigen. Das Problem war nur, dass er noch schlief. Also am Besten erst Mal auf die Dinge verlegen, die möglichst keinen Krach machten. Nicht auszudenken, wenn sie ihn aus versehen vorzeitig wecken sollte.
Leise erhob sie sich, faltete sorgfältig die dünne Wolldecke, strich das kleine Kissen glatt und schlüpfte schließlich auf Zehenspitzen aus ihrer Nische, in der ihre Schlafmatratze lag. Erleichtert stellte sie fest, dass er am Vorabend die Schlafzimmertüre nicht geschlossen hatte. Der Spalt reichte locker aus um hindurch zu schlüpfen ohne die Tür bewegen zu müssen. Eine Sorge weniger. Manchmal neigte diese blöde, alte Tür nämlich dazu enervierend in den Angeln zu quietschen. Natürlich immer dann, wenn man es absolut nicht gebrauchen konnte. Na gut, sie konnte das nie gebrauchen. Zumindest nicht, wenn er Zuhause war. Ungezählt die Strafen, die sie wegen dieser bescheuerten Tür schon bekommen hatte. Am Schlimmsten war die gewesen, als sie die Schaniere ölen wollte damit er nicht immer von dem Gequietsche genervt wurde.

Lautlos huschte sie auf den kleinen, dunklen Flur. In Gedanken zählte sie die Schritte bis zur Treppe. Im schon gewohnten Slalom, die knarzenden Stellen umgehend, eilte sie die Stufen hinunter, drei Schritte nach rechts und hinein in die Küche. Es fiel ihr heute schwer die Tür leise zu schließen, aufgeregt wie sie doch war. Endlich war die Tür zu. Erleichtert tasteten ihre zittrigen Finger nach dem Lichtschalter.
Im warmen Licht der kleinen Glühbirne erstrahlte die kleine Küche. Blitzblank, wie sie sie am Abend zuvor verlassen hatte. Lediglich ein Bierglas und ein Teller standen neben der Spüle. Gut. Dann hatte er es selbst schon rüber gebracht. Sie musste also nicht erst ins Wohnzimmer schleichen. Dieser Tag schien unter einem guten Stern zu stehen. Zumindest fing er doch geradezu ausnehmend gut an.
Gut gelaunt beschloss sie, den Tag ausnahmsweise mal mit einer Tasse Kaffee zu beginnen. Es sollte noch genug in ihrer kleinen Vorratsdose sein, hatte sie sich doch seit Wochen ihre Kaffeezuteilung aufgespart. Letzte Woche gab es sogar etwas von dem richtig guten Kaffee ab. Den hatte sie sich auch gleich in einen extra Beutelchen getan. Für einen besonderen Anlass. Heute war so ein besonderer Anlass. Sie würde heute Abend ein bisschen mit feiern dürfen, vielleicht sogar ihren Bruder wiedersehen. Wenn das kein Anlass war…

Leise zog sie den alten Wasserkessel auf den Gasherd und entzündete die Flamme darunter.
Wenig später saß sie, glücklich ihren frischen Kaffee in den kalten Händen, in ihrer kleinen Essecke. Eigentlich war es nur ein kleines, niedriges fast quadratisches Regal mit einem alten Hocker daneben. Aber sie mochte diese Ecke. Sie lag etwas versteckt hinter dem großen alten Küchenbuffet seiner Großmutter und man hatte einen freien Blick zum Fenster auf der gegenüberliegenden Seite hinaus. Im Moment war es noch zu dunkel draußen um etwas zu erkennen. Aber dafür hatte sie heute Morgen einen köstlichen Kaffee, dessen Aroma allein schon den nicht vorhandenen Ausblick wettmachte. Für den Augenblick war sie einfach nur glücklich.

Der Rest des Vormittages lief in gewohnten geordneten Bahnen. Peinlich achtete sie darauf ja nichts zu vergessen, die Zeiten einzuhalten. Pünktlich um 9 Uhr hatte sie das Frühstück für ihn fertig, brachte es nach oben und wartete geduldig vor der Schlafzimmertür bis er danach verlangte. Er schien heute morgen sogar richtig gut gelaunt zu sein. Zumindest hatte er heute mal nichts am Frühstück auszusetzen.
Während er frühstückte richtete sie flink das Bad. Die Handgriffe saßen, das Wasser hatte die richtige Temperatur, das Badetuch zur rechten, Rasierzeug zur linken… Ein letzter kontrollierender Blick. Perfekt und gerade zur rechten Zeit fertig. Leise verließ sie das Bad während er sich zufrieden grunzend in der Badewanne nieder ließ.
Im Schlafzimmer noch schnell sein Bett machen, Geschirr einsammeln und runter in die Küche spülen. Das Wohnzimmer hatte sie schon fertig. Es blieb also genug Zeit das Mittagessen vorzubereiten. Zwischendurch noch die Wäsche aufhängen. Es lief alles wie am Schnürchen.

Sie war gerade dabei die Treppe zu schrubben als er hinter sie trat. Lässig an der Wand lehnend beobachtete er sie eine ganze Weile. Mit jeder Minute wurde sie nervöser. Hatte sie was vergessen? War irgendwas nicht in Ordnung? Etwas übersehen? Schweigen war immer schwierig einzuschätzen. Im Grunde war es egal wie man reagierte, in fast allen Fällen war es falsch. Nervös biss sie sich auf die Unterlippe, arbeitete weiter. Sie konnte nur abwarten und hoffen. Vielleicht…
Plötzlich fühlte sie sich grob im Genick gepackt und von der Treppe gezogen. Ein unsanfter Schubser beförderte sie in die Küche.
“Bück dich!”
Verwirrt blinzelte sie ihn an. Die Quittung lies nicht lange auf sich warten. Hart trafen sie die Ohrfeigen bis sie endlich in der gewünschten Position am Küchentisch stand. Grob entblößte er ihr Hinterteil und drang in sie ein. Der Schmerz nahm ihr fast den Atem. Verzweifelt biss sie sich auf die Lippen. Keinen Laut durfte sie jetzt von sich geben. Bloß keinen Laut. Stumm bleiben.
Als er endlich fertig war mit ihr, schickte er sie zurück zur Treppe. Er erwarte, dass sie pünktlich fertig sei. Stumm nickte sie, hastig die Tränen wegwischend. Er mochte keine Tränen.
Notdürftig ordnete sie ihre zerrissenen Kleider und machte sich zitternd vor Schmerz und Scham wieder an die Arbeit.
Immerhin… es war glimpflich ausgegangen. Ohne weitere Schläge. Sie konnte sich glücklich schätzen.
Ein guter Tag bisher.

Zwei Stunden später, die Treppe war zu seiner Zufriedenheit ausgefallen, das Mittagessen so weit in Ordnung gewesen – hatte sie endlich die Erlaubnis erhalten sich fertig zu machen. Ihr tat noch immer alles weh. Daran hatte auch die kurze, heiße Dusche, die sie hatte nehmen dürfen, nichts ändern können. Skeptisch betrachtete sie sich ihr Spiegelbild. Sie würde sich was einfallen lassen müssen um die Spuren der Schläge der letzten Tage zu kaschieren. Sie waren glücklicherweise nicht mehr all zu deutlich aber dennoch hier und da noch sichtbar. Es würde schwierig werden mit den wenigen Mitteln die sie besaß. Glücklicherweise hatte er sich heute morgen nur auf Ohrfeigen beschränkt. Die hinterließen seltener deutliche Spuren.
Leise seufzend machte sie sich daran sich herzurichten. Bewusst lenkte sie ihre Gedanken auf den bevorstehenden Nachmittag und Abend, malte sich aus, wie es wohl sein würde. Die Menschen, die lachenden Gesichter, die Stimmen. Vielleicht konnte sie sogar ein wenig mit ihrem Bruder reden. Belangloses einfach. Es wäre schön einfach mal wieder seine Stimme zu hören, sein Lachen, dass so ansteckend sein konnte. Ja… das wäre schön. Einfach mal wieder unbeschwert mit ihrem Bruder lachen.
Langsam machte sich wieder die Vorfreude in ihr breit.

Endlich war es soweit.
Hergerichtet, in ihren besten Kleidern und den Blick eisern an seine Füße geheftet stand sie vor ihm. In ihr tobte eine chaotische Mischung aus Aufregung, Freude, Angst, Zweifel und der permanenten Frage, ob sie wohl der Prüfung standhalten würde.
‘Jetzt bloß nicht zittern. Denk an was Nettes…’ sagte sie in Gedanken immer wieder zu sich selbst.
Schier endlos schienen die Minuten vor sich hin zu tröpfeln. Schließlich brummte er doch zufrieden und wies sie an seine Jacke zu holen. Sie musste sich zusammen reißen nicht noch einen Luftsprung vor Freude zu machen. Eilig holte sie seine Jacke und wartete. Sich immer wieder ermahnend ruhig zu bleiben und die Regeln zu bedenken stellte sie sich neben die Tür. Diese Prozedur war ihr nicht ganz so geläufig, kam es doch selten vor. Also ging sie diese in Gedanken immer wieder durch. Schließlich wollte sie den guten Tag ja nicht noch mit einem Patzer verderben.

Sie hörte wie er den Schlüssel in das Schloss der Haustür steckte. Ein leises Klicken folgte und er öffnete die Tür. Er trat hinaus. Sie blieb brav wo sie war, wartete. Schließlich vernahm sie ein leises Schnippen von draußen und trat, sich ein wenig unsicher orientierend, nach draußen und zur Seite, wo sie abwartend stehen blieb bis er die Haustür geschlossen hatte.

“Oh, hallo! Schön dich zu sehen!”
Verwirrt blickte sie auf. Am Zaun stand die neue Nachbarin und winkte ihr freundlich zu.
Panisch schaute sie ihn an. Schüttelte ganz leicht den Kopf. Nein! Ehrlich! Sie kannte die Frau doch gar nicht, hatte sie nur ein oder zwei Mal vom Fenster aus…
Sein Blick war dunkel vor Zorn und eiskalt. Mit einem knappen Nicken wies er sie zurück ins Haus. In ihrer Angst warf sie der jungen Frau am Gartenzaun noch einen ängstlichen Blick zu. In ihr schrie alles: ‘HILF MIR! BITTE!’ Die Frau verstand offensichtlich nicht was da gerade vor sich ging, schaute nur irritiert zurück.

Leise schloss sich die Haustür wieder hinter den beiden.
Lara stand noch immer am Gartenzaun und begriff nicht ganz, was das nun für eine Aktion gewesen war. Sie hatte schon gehört, dass ihre Nachbarn ein wenig “merkwürdig” sein sollten aber darauf hatte sie eigentlich nicht viel gegeben. Allerdings hatte sie sich schon gewundert, dass man die Frau nie zu Gesicht bekam. Jedenfalls nicht in den knapp vier Wochen, die sie nun hier wohnten. Na ja, vielleicht war sie auch einfach nur krank gewesen. Zumindest hatte sie eben doch recht blass ausgesehen.
Noch immer betrachtete sie die Haustür gegenüber. Nachdenklich. Gab schon merkwürdige Typen.
Schulter zuckend nahm sie die Gartenarbeit wieder auf.
Dabei wäre doch eine nette Nachbarin genau das richtige hier draußen gewesen. So Tür an Tür, jemanden zum Klönen haben und so. Stirn runzelnd schaute sie wieder zu der verschlossenen Tür. Irgendwas irritierte sie noch immer. Sie wusste nur nicht was.

Gerade wollte sie sich wieder ihrem Unkraut widmen, als drüben etwas vernehmlich klirrte, gefolgt von einem unglaublichen Gebrüll. Lara verstand zwar kein Wort aber plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, was sie so irritiert hatte. Die Angst im Blick der kleinen zierlichen Frau bevor sie wieder im Haus verschwand!
Sie lies alles stehen und liegen, kletterte eilig über den niedrigen Zaun und rannte zur Haustür ihrer Nachbarn. Drinnen schien irgendwas zu toben, begleitet von infernalischem Gebrüll. Die Worte waren kaum zu verstehen. Sie hatte ein verdammt ungutes Gefühl. In ihrem Magen bildete sich ein richtiger Klumpen.

Lara klingelte Sturm. Sofort war Stille im Haus. Schritte näherten sich eilig. Die Tür wurde aufgerissen.
Vor ihr stand der Mann. Zornig, aufgebracht. Lara wich instinktiv einen Schritt zurück.
“Was gibt’s!” herrschte er sie an.
“Ich wollte nur fragen ob alles in Ordnung… Entschuldigen Sie bitte. Ich hatte nur etwas klirren gehört.” Ruhig schaute sie den aufgebrachten Mann an, versuchte an ihm vorbei einen Blick ins Haus zu erhaschen. Von der Frau war nichts zu sehen.
“Meiner Frau ist nur eine Vase runter gefallen. Es ist nichts. Und jetzt verschwinden Sie und kümmern sich um ihre Angelegenheiten!” bellte der aufgebrachte Mann sie an.
Noch bevor Lara etwas erwidern konnte hatte er die Haustüre auch schon wieder zu geschlagen.
Sie blieb noch einen Moment stehen, unschlüssig, was sie nun tun sollte. Drinnen blieb alles still.
Eine Vase… ja klar… Was für eine Vase sollte das bitte gewesen sein? Vom Format eines Kupferkessels? Leicht kopfschüttelnd wandte sie sich wieder ab, machte sich auf den Rückweg. Was hätte sie auch tun können? Das ungute Gefühl blieb.

Zurück in ihrem Vorgarten zupfte sie eher abwesend an ihrem Unkraut herum. Immer wieder wanderte der verstohlene Blick zu der Haustüre ihrer Nachbarn. Ihr gingen die Gerüchte durch den Kopf, die sie in den letzten Wochen so gehört und einfach als Gelaber abgetan hatte. Manches davon erschien ihr nun in einem ganz anderen Licht.
Drüben blieb es still.

Es war vielleicht eine halbe Stunde vergangen, als die Haustüre sich wieder öffnete. Der Mann trat heraus, schloss die Tür hinter sich und schloss diese sorgfältig ab. Von seiner Frau war nichts zu sehen. Lara runzelte leicht die Stirn, tat aber so als ob sie sich intensiv weiter mit ihrem Unkraut beschäftigte.
Beschwingten Schrittes kam der Mann den kleinen gepflasterten Weg herunter, stieg in seinen Wagen und fuhr weg.

Lara hielten keine 10 Pferde mehr in ihrem Vorgarten, kaum das der Kerl verschwunden war. Sie eilte zu ihren Nachbarn und klingelte erneut. Nichts geschah. Sie klopfte und klingelte noch mal. Nichts.
Sie umrundete das Haus, schaute durch jeden Fensterscheibe an die sie heran kam, klopfte immer wieder. Nichts.
Endlich kam sie an das große Terassen-Fenster. Ihr stockte der Atem. Da saß sie. Zitternd, Blut überströmt, das Gesicht geschunden und verquollen und tastete halb blind nach den Scherben in denen sie saß. Sammelte eine nach der anderen auf, legte sie in ihren Schoß und tastete nach der nächsten. Stumm liefen Tränen über das blutverschmierte Gesicht. Gefährlich schwankte der Körper, wurde abgestützt von den tastenden Händen mitten in den Scherben, die sich tief in die Handflächen bohrten. Es schien, als ob sie den Schmerz nicht ein Mal bemerkte.

Lara ließ sich vor der Scheibe zu Boden sinken. Ihr standen die Tränen in den Augen. Sachte klopfte sie an die Scheibe, hoffend, dass sie das Wesen da drin jetzt nicht noch zu Tode erschreckte. Sie schien es nicht zu hören, sammelte weiter wie aufgezogen die Scherben ein. Lara wühlte ihr Handy aus der Hosentasche, rief ihren Mann an. Er solle sofort in Nachbars Garten kommen. Alles weitere würde sich dort von alleine erklären.
Wieder klopfte sie an die Scheibe. Etwas kräftiger nun. Die kleine Frau hob kurz den Kopf, schien in Panik zu geraten. Blutige Finger suchten hastiger nach den Scherben. Lara erschrak bei dem Anblick. Sie entschied lieber auf ihren Mann zu warten. Es dauerte auch nur wenige Minuten bis er um die Ecke geschossen kam, erleichtert seine Frau wohlauf zu sehen. Die wies nur stumm zu dem Anblick mitten im Wohnzimmer. Kurz erzählte Lara ihm, was sie mitbekommen hatte und wie sie überhaupt hierher gekommen war. Ihr Mann fackelte nicht lange, schlug eines der naheliegenden Kellerfenster ein durch welches er ins Haus eindrang. Wenig später hatte er die Terrassentür geöffnet und Lara eilte zu der Frau, die in ihrer Panik unter den eichenen Wohnzimmertisch gerobbt war. Es dauerte schier unendlich bis sie sich ein wenig beruhigte und die beiden ihr klar machen konnte wer sie waren und das sie gekommen waren ihr zu helfen.

Auf der Fahrt ins Krankenhaus hielt Lara die verängstigte Frau im Arm, redete ihr gut zu.
Im Krankenhaus brach die geordnete Hektik gut funktionierender Routine los. Es blieb nur wenig Raum der Frau gut zuzureden, sie wissen zu lassen, dass sie nicht allein war, ihr niemand etwas böses wollte. Kein Ton kam über ihre Lippen. Kein Schmerzenslaut. Lara blieb, hielt ihr die Hand, wann immer es ging, den Ärzten dankbar, dass sie sie nicht hinaus schickten.
Endlich lag das kleine Wesen in einem frisch bezogenen Bett. Die Wunden versorgt, voll gepumpt mit Medikamenten gegen die Schmerzen, dämmerte sie vor sich hin.
Irgendwann in der Nacht kam sie wieder zu sich. Lara saß noch immer an ihrem Bett und hielt ihre Hand. Sie spürte plötzlich wie die kleine geschundene Hand die ihre schwach drückte und schaute auf. Ein dunkles Auge blinzelte sie verwirrt an. Sacht erwiderte Lara den Druck der kleinen Hand.
“Ein guter Tag.” murmelte die Kleine leise und schlief wieder ein.

Lara runzelte die Stirn. Was an so einem Tag gut sein sollte, war ihr absolut nicht klar.
Sie verstand es Wochen später erst, als sie die ganze Geschichte erfahren sollte.

Vic
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Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)