[Gelesen] Wie ich aus versehen eine Bank ausraubte

IC Literature

Autor: Simon Bartsch
Broschiert: 244 Seiten
Verlag: FeuerWerke Verlag (19. Februar 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3945362067
ISBN-13: 978-3945362068
Als Kindle-Edition verfügbar (237 Seiten)

Inhalt lt. Kurzbeschreibung

Jan ist verliebt in Laura. Ein Teufelsweib! Sie macht die lustigsten Grimassen, schreit die tollsten Ausdrücke und mit ihr kann man einfach Pferde stehlen gehen. Und Geld. Denn mit der jungen Frau raubt Jan „unfreiwillig“ eine Bank aus. Unfreiwillig, weil Laura unter dem Tourette-Syndrom leidet und manchmal Worte sagt, die sie weder so meint noch kontrollieren kann. Doch der manchmal leicht begriffsstutzige Jan liebt sie gerade dafür.

Das ungleiche Paar macht sich mit der Beute auf eine verrückte Reise durch halb Europa. Dabei lernen sie nicht nur Paris, London, Brüssel und Mallorca kennen, sie beginnen auch zu verstehen, was es heißt, zu vertrauen. Und was es heißt, wenn gegenseitiges Vertrauen missbraucht wird. Denn am Ende geht es für Jan und Laura um die große Frage nach der Liebe…

Ein unterhaltsamer, Mut machender, humorvoller und sensibler Entwicklungs- und Reiseroman über zwei unendlich liebevolle Protagonisten, die gemeinsam ihre eigene Welt entdecken und im Leser so Verständnis, Mitgefühl und Nächstenliebe wecken.

Mit 10% ihrer Einnahmen unterstützen Verlag & Autor den „InteressenVerband Tic und Tourette Syndrom e.V.“.

Meine Meinung

Selten war ich von einem Buch so hin- und hergerissen! O.o Aber der Reihe nach…
Wie so oft… Das Buch lag in meinem Vorrats-Ordner auf dem Kindle und ich ließ mich einfach vom Titel verleiten ohne noch mal den Kladdentext gelesen zu haben. Es wäre nicht in meinem Vorrat, wenn ich das nicht schon längst getan und für interessant befunden hätte.

Anfangs tat ich mich, ehrlich gesagt, echt schwer mich überhaupt in die Geschichte hinein zu finden. Eine Geschichte aus der Ich-Perspektive ist zwar nun wirklich nichts ungewöhnliches aber bei diesem Protagonisten wird es zu einer völlig neuen Erfahrung. Genau die verlangt dann aber zu allererst auch mal ein Stück weit der eigenen Toleranz andersartigen Menschen gegenüber und stellt so ganz nebenbei auch so ein klein bisschen eben diese Toleranz auf die Probe – so ganz im Stillen, so als kleine nebenbei Erfahrung, von der niemand je erfahren muss… (es sei denn, man ist so bekloppt wie ich und tippselt darüber auch noch. ^^ ).
Ich tat mich, wie gesagt, erst Mal richtig schwer. Wie bescheuert kann ein Mensch denn bitte sein? Oder habe ich mal wieder so ein Buch im Grundschul-Aufsatzstil erwischt? Letzteres konnte aber eigentlich nicht sein, denn insgesamt blieb der Stil in sich homogen und straight. Zwar hatte ich das Buch zunächst erst Mal wieder aus der Hand gelegt, entschloss mich dann aber doch es noch mal zu versuchen. Ich kann nicht sagen was mich daran reizte, möglicherweise war es auch einfach mein Ehrgeiz etwas auch zu beenden, was ich mal angefangen habe.wie_aus_versehen_
…und allmählich begann mir dann auch zu dämmern, dass es hier nicht einfach um einen bescheuerten, dummen Menschen ging, sondern um einen Vertreter eben jener Menschen, die unsere Gesellschaft so gerne einfach verleugnen würde, nur scheu anstarrt oder verständnislos mit dem Kopf schüttelt, sollte sich eine Begegnung ergeben. Was es dann noch mit seiner Freundin wohl auf sich haben mochte, war nach dieser Erkenntnis natürlich auch nicht mehr schwer zu erkennen. Von hier an fiel es mir dann auch deutlich leichter mich auf die Geschichte einzulassen und fortan legte ich das Buch auch nicht mehr aus der Hand.

Viele finden das Buch lustig und schrieben, dass sie an einigen Stellen lachen mussten. Lachen musste ich weniger aber geschmunzelt habe ich sehr wohl an vielen Stellen. Insgesamt hinterlässt das Buch aber eher Traurigkeit und Wut in mir, trotz Happy End. Das dürfte aber an meinen generellen Problemen/Erfahrungen mit Menschen liegen, die ja nicht gerade übermäßig positiv geprägt sind.

Auf jeden Fall liest sich das Buch flüssig, ist weitestgehend fehlerfrei, was Grammatik und Rechtschreibung betrifft – zumindest ist mir nur ein einziger Rechtschreibfehler aufgefallen (!) – und eine durchaus lesenswerte, leichte und nicht bierernst zu nehmende Lektüre. Und man findet so manche Sichtweise der Dinge wieder, die man nur zu gerne teilen würde, wenn die Gesellschaft nicht so fürchterlich verknöchert wäre und Dinge einfach mal mit einem Augenzwinkern akzeptieren könnte. Vieles könnte so einfach sein. So einfach wie in Jans und Lauras Welt. Sie sind es leider nicht. So werden Menschen denn auch zu Außenseitern ohne ihr (gewolltes) dazutun. Ob das richtig ist, darüber könnte man wohl wahrlich halbe Äonen diskutieren/philosophieren.

Ich finde allerdings nicht, dass all zu viele Klischees bedient wurden. Eher finde ich, dass sich der Autor doch gewaltig angestrengt hat sich in seine Charaktere hinein zu denken und sie entsprechend ihrem Wesen agieren zu lassen, OHNE dabei zu sehr mit Klischees zu spielen, sondern ganz im Gegenteil eine sehr passable Authentizität geschaffen hat. Als „normal-begabter“ Mensch stelle ich es mir jedenfalls unendlich schwer vor eben nicht kompliziert zu denken und abzuwägen sondern eben einfach, simpel, gradlinig und direkt zu denken und zu handeln.

Angesichts des Themas hatte ich eigentlich nicht all zu viel Spannung erwartet. Doch selbst die lässt sich finden. Ich hatte ja ehrlich gefiebert ob es nun in London noch eine Kletterpartie geben würde oder nicht. ^^ Wer es wissen will, muss selber lesen. :P

Alles in allem, auch wenn ich anfänglich echte Schwierigkeiten hatte, fühle ich mich nun am Ende gut unterhalten und so ganz nebenbei habe ich auch etwas dazu gelernt. Über mich, über „besondere Menschen“ und über eine Welt, über die ich sonst wohl nie wirklich nachgedacht hätte. Ich behaupte nicht nun ein besserer Mensch zu sein oder zu werden oder Menschen mit Behinderungen sehr viel anders zu sehen als bisher aber ich denke doch, mein Horizont hat sich um eine neue Erkenntnis, ein bisschen besseres Verstehen erweitert. Und das ist gut so.

Es ist eine wahrlich andere Art der Lektüre aber eine auf ihre ganz eigene Art schöne.

Wer mehr über Jan und Lauras Abenteuer erfahren möchte, der kann ja gerne selbst lesen.
Amazon-Link: Wie ich aus versehen eine Bank ausraubte – Kindle Edition ausgewiesen

Vic
Über Vic 260 Artikel
Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)