Logik vs. emotionaler Fantasie

IC Writing

Rollenspieler sind allgemein sowieso schon so ein ganz eigenes Völkchen. Ich erinnere mich gerne an diese Zeiten zurück. Manchmal sogar mit ein bisschen Wehmut, meist aber mit einem argen Grinsen im Gesicht. Immerhin ergaben sich so manche Geschichten… man konnte gar nicht anders außer mit Lachtränen nach Luft zu jappsen. ^^

Eine dieser Begebenheiten habe ich euch heute mitgebracht. Man achte auf die… mh… nennen wir es mal “logischen Feinheiten”. laugh
In diesem Fall fand das Rollenspiel in einem Forum statt. Man postete halt was der eigene Charakter so tat und sagte, darauf reagierte eben der nächste und so weiter.

Wir befinden uns in einem Land namens Acadea. Fabelwesen, wie der große Drache, sind hier ebenso Zuhause wie eine Vielzahl von Menschen verschiedenster Herkunft. Die meisten Menschen gehören einem der hiesigen Clans an, welche wiederum bestimmte Gebiete kontrollieren, sofern nicht sowieso das Nomadentum pflegend. Regiert wird Acadea von einer Monarchin, die durchaus weiß was sie will, dabei aber immer versucht den richtigen Weg zwischen Gerechtigkeit und Erfordernissen zu finden ohne all zu despotisch zu werden. Ein Spagat, der meist doch recht gut gelingt.

Die kleine mittelalterliche Welt war noch im Wiederaufbau begriffen. Erst wenige Jahre zuvor hatte man die Tyrannei eines fremden Herrschers abgeschüttelt und war nun eigentlich dabei die Wunden, die dieser Krieg allerortens hinterlassen hatte, zu schließen. Allein… der beste Friede taugt natürlich wenig, wenn so mancher Nachbar meint seine ungepflegten Pfoten nach dem Reich ausstrecken zu müssen. Kaum hatte man sich einigermaßen erholt meinte also einer der uralten Erzrivalen des Landes schon wieder rumstressen zu müssen.
Man möge es ihm Nachsehen… den Informationen zufolge, die er so erhielt, lauteten ja auch, dass die Clans untereinander alles andere als einig seien. Wenn etwas ideal für einen Angriff ist, dann die Tatsache, dass die Kräfte eines Landes untereinander zerstritten sind. Obendrein war das Land ja noch geschwächt vom verheerenden Krieg… Strategisch betrachtet also durchaus ein cleverer Schachzug.
Das der Herr da allerdings einigen gewaltigen Fehlinformationen auf saß, würde ihm noch seinen Regierungssitz samt vorgelagerter Stadt kosten. Aber das ist eine andere Geschichte. ^^

Der Nachrichtendienst Acadeas funktionierte jedenfalls wieder trefflichst und so waren die Truppenverschiebungen an den südlichen Grenzen alles, nur nicht unbemerkt geblieben. Längst schon hatte man Boten in alle Himmelsrichtungen geschickt und nach und nach waren diverse Truppeneinheiten der Clans in der Hauptstadt Acadeas eingetroffen. Die Stadt glich schon längst einem wimmelnden Ameisenhaufen. Ebenso chaotisch wirkend wie wohl organisiert.
Seit dem frühen Morgen schon wurde vor der Stadt nahe des Flusses der Tross aufgestellt, der bald ins Feldlager aufbrechen sollte. Eine wahre Mammut-Aufgabe, die man den Nomaden-Clans übertragen hatte, die sich gerade in solchen Dingen gar trefflich auskannten und sie auch in schier unglaublicher Geschwindigkeit und Präzision umzusetzen verstanden. Das bedeutete allerdings keineswegs, dass alles glatt gehen würde…

Der Koch fehlte. Mal wieder…
Der Koch, William sein Name, von den meisten einfach nur Will genannt, war ein herzensguter Mensch, begnadeter Koch aber leider auch ein wenig… verwirrt! Insbesondere wenn es um die Dame seines Herzens ging als auch wenn es darum ging irgendwelche Lokalitäten zu finden. Böse Zungen munkelten bisweilen, er würde sich des öfteren sogar in der Speisekammer des Burgschlosses verlaufen. Die sollte er allerdings in und aus wendig kennen, war sie schließlich ein Teil seines üblichen Arbeitsplatzes. Das besagte bei dem Herrn aber wirklich überhaupt nichts… Letztlich hatte man es sich zur Angewohnheit gemacht, den schusseligen Koch nicht mal mehr alleine auf den Markt gehen zu lassen. Man riskierte immerhin ohne Abendessen in seine Gemächer zurück kehren zu müssen. Mit Glück konnte man mit dem Frühstück rechnen aber wirklich nur mit Glück…

Ihr merkt schon.. ein gar trefflicher Charakter, dieser Koch, der für so einige Lachnummern sorgte im Laufe seines imaginären Lebens in Acadea. Tatsächlich war der Mensch hinter diesem Charakter allerdings auch so manches mal verwirrt genug, dass… na ihr werdet schon sehen. ^^
Zurück zu unseren kleinen Geschichte.

Schließlich entschloss man sich also ohne den Koch aufzubrechen. Den aufzutreiben wurde eine kleine Eskorte mit entsprechendem Auftrag zurück gelassen, die sich auch umgehend auf die Suche machte.
Wenige Tage später war man am Ziel in den Südwäldern und das Feldlager bereits aufgeschlagen, als endlich die Eskorte mit dem Vermissten eintraf. Wo er denn gesteckt habe. Jaaa… also er habe da ein Kleinod in Auftrag gegeben für die Dame seines Herzens und in all der Aufregung muss er wohl falsch abgebogen… Man winkte ab, kannte man das Problem ja schon, und schickte ihn – natürlich in entsprechender Begleitung, war man schließlich nun mitten im Wald – in die Feldküche.

Die Feldküche bestand aus einem ausladend großen ZELT mit Feuerstelle und allen sonstigen Utensilien sowie mehreren kleineren Zelten für die Vorräte. Das Küchenzelt stand auf einer leichten Anhöhe, der Rest im Halbkreis vor selbiger. Die Seitenwände des Zeltes konnte man bei Bedarf aufrollen, so das der Kochbereich nur noch überdacht war, was allein schon die Essensausgabe wesentlich erleichterte. Für den Moment war das Zelt aber geschlossen, als Will dort eintraf.
Noch ein wenig niedergeschlagen ob seines Vauxpas’ machte er sich daran zu überprüfen ob auch alles an seinem Platze wäre. Er steckte gerade mitten zwischen diversen Töpfen und Pfanne als Tiara – Kriegerin der Acade’ischen Streitkräfte und vor allem DIE Angebetete Wills – das Zelt betrat und Will leicht auf die Schulter tippte. Man möge sich das Geschepper vorstellen… Weder Töpfe noch Pfannen blieben an ihrem Platze, als er gewahr wurde, wer da seine Aufmerksamkeit einforderte… Tiara konnte sich ein Grinsen kaum verbeißen, was unseren Koch nur noch mehr in die Nervosität trieb.
Schließlich hatten die beiden die angerichtete Unordnung gemeinsam wieder aufgeräumt und Will sich wohl ein wenig beruhigt. So wagte er also – wohl gemerkt, noch immer MITTEN im Küchenzelt – das, was er eigentlich vor dem Aufbruch erledigt haben wollte, hätte er sich nicht mal wieder verlaufen. So nestelte also William besagtes Kleinod aus den Tiefen seiner Taschen, kniete vor Tiara nieder und gestand ihr seine Liebe. Ob sie ihm wohl die Ehre geben möge ihn zu ihrem Manne zu nehmen.
Hach ja… wirklich romantische Szene… so zwischen gußeisernen Töpfen und Pfanne. ^^

Tiara indes hatte da ein ganz anderes Problem. Sie mochte Will, keine Frage. Aber lieben? Da war sie sich nun so gar nicht sicher. Immerhin war da vor nicht all zu langer Zeit ein gewisser Corey in ihr Leben getreten… Sie wollte fair sein. Also ließ sie Will in aller Ruhe und Freundlichkeit wissen, dass sein Angebot sie sehr ehre, doch könne sie eine solche Entscheidung im Moment nicht treffen, sei ihr Herz doch im Zwiespalt.

DAS war dann wohl irgendwie zu viel für William! Nach all der Mühe und dann noch verlaufen und überhaupt!
Aufgebracht und zornig erhob er sich, blitzte Tiara wütend an, machte auf dem Absatz kehrt, stürmte aus dem Zelt und ließ… O-Ton “…die Tür ins Schloss krachen, dass es nur so schepperte!”

Bis hierhin verlief der Plot (Plot = fortlaufende Geschichte unter Beteiligung mehrerer mitspielender Akteure) recht flüssig. Wir hatten zwar schon super breites Grinsen im Gesicht aber das war schon eher normal, wenn Will mitspielte. ^^ Ab diesem Punkt ging aber erst mal NICHTS MEHR!
Es wurde unter allgemeinem Gelächter erst Mal gerätselt, was zum Henker wir da eigentlich für Zelte aufgestellt hätten, dass der Herr Türen schmeißen könnte!?

Corey – aka Joey – und Kevin kamen dann auf die glorreiche Idee, dass Acadier eben mit Jurten reisten. Punkt! Die hatten nämlich Türen.
Problem gelöst, es musste nichts korrigiert werden. Wäre auch zu schade gewesen. ^^ Seitdem stellten wir also keine Zelte sondern eben Jurten auf und Will tat uns auch den Gefallen noch so manches mal die Türen “knallen” zu lassen oder – eine spätere Variante – einfach mal selbige völlig zu vergessen und dagegen zu rennen.

Vic
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Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)