Richtungswechsel

Tour Kolumne

Routine kann mitunter eine gefährliche Sache sein. Eine Weisheit, die jedem in irgendeiner Form schon mal begegnet ist, wobei der Punkt „gefährlich“ wohl eher relativ zu sehen ist.
Routine war in meinem Leben schon öfter mal wirklich gefährlich. Z.B. als ich noch mit LKWs unterwegs war. Da kann Routine höchst gefährlich werden. Insbesondere, da es nicht nur mich und meinem Wagen betreffen kann sondern eben auch andere Menschen. Heutzutage fällt „gefährliche Routine“ bei mir wohl eher unter die Kategorie „höchst ärgerlich“, eventuell noch unter „langweilig/nervtötend“.

Routine tritt immer dann ein, wenn Frau ihre Briefkästen abklappert ohne darüber überhaupt noch groß nachzudenken. Passiert vor allem immer dann, wenn mal keine Änderungen auf dem Plan stehen, an die man unterwegs denken sollte. Ich laufe ja ungern mit meinem Tourenzettel in der Hand rum. Ergo werden solche Änderungen im Hirn gespeichert, mit der klaren Vorgabe: VERGESSEN VERBOTEN! Funzt in der Regel auch bestens. Aussetzer gibt es eigentlich nur, wenn neue Abonnenten dazu kommen. Da hab ich zwar Straße und Hausnummer noch in der Birne aber mit dem Namen hapert es dann öfter mal. *hrms*

Ohne groß nachzudenken die Briefkästen abzuklappern ist sehr gefährlich und endet regelmäßig in einem gewissen Ärgernis:
Frau schweift mit ihren Gedanken in völlig andere Gefilde ab und PENG!… schon passiert: falschen Briefkasten erwischt… Seltsamerweise ist es meist der darüber liegende Briefkasten, den ich dann erwische, statt des benötigten.  :gruebel: Na jaaa…, meinereiner kleiner Kampfzwerg von 1,54m strebe vielleicht doch immer noch zu „höherem“… Wie auch immer: FALSCHER Briefkasten!  :mad:

Wenn ich Glück habe – und ich habe seltenst Glück – dann merke ich das noch WÄHREND des Steckens der Zeitung. Natürlich merke ich es meistens erst NACHDEM die Zeitung im Briefschlitz verschwunden ist. Nun wäre das Glück noch mal gefragt. Es gibt immerhin Briefkästen bei denen man hervorragend wieder an die Zeitung ran käme und den Fehler ohne großes Federlesen korrigieren könnte. Ratet mal… NEIN! Latürnich passiert das bei genau den Briefkästen NIE! *grmbl* Es sind IMMER genau die Briefkästen, bei denen man sich quasi die Finger brechen muss… …und je nach Ausführung der Zeitung ist es schlicht unmöglich.
Sofern mir solches nur ein Mal auf der Tour passiert ist alles noch im grünen Bereich. Es heißt schlussendlich einfach nur, dass ich an diesem Morgen keine Zeitung haben werde. Aber der Teufel steckt ja gewohnheitsmäßig immer im Detail. Heißt: Passiert regelmäßig natürlich nicht nur ein Mal sondern gleich zwei Mal. Das wiederum bedeutet, dass ich mich auch noch mit dem Nottelefon meines Arbeitgebers am frühen Morgen rumschlagen darf. Spätestens ab hier bin ich dann auf dem Rest der Tour aber sowas von aufmerksam, da entgehen mir selbst diverse Krabbeltiere an den Briefkästen nicht mehr.

Um dieser dämlichen Routine zu entgehen und mich somit zu zwingen mit dem Kopp bei meinen Abonnenten und deren Briefkästen zu bleiben, ändere ich gelegentlich meine Tour ein wenig ab. Das kann ein Richtungswechsel sein oder ein anderer Ablauf in den einzelnen Straßen. Man kann ja beide Seiten in einem Zug bedienen oder läuft eben auf der einen Seite hoch und auf dem Rückweg auf der anderen wieder runter. Dieses mal entschied ich mich für einen Richtungswechsel mitten in der Tour. Der hatte dann zur Folge, dass das Polizei-Revier, welches in meinem Zustellgebiet liegt und immerhin vier Zeitungen bekommt, ans Ende der Tour rückte. Also ich hatte damit mal keine Probleme. Ganz im Gegenteil brachte diese Umstellung für mich sogar knappe 5 Minuten Verkürzung der benötigten Zeit. Das freute mich ja doch ungemein. 5 Minuten eher die Kaffeekanne herzen. COOL!

Tja… was des einen Freud ist des anderen Leid. laugh
Beschwingt betrat ich also an diesem dusseligen Werbe-Donnerstag mit den letzten Zeitungen das Polizei-Revier. Die Strafe folgte auf dem Fuße!
Als erstes wehte mir ein geradezu betäubend-betörender Geruch von frisch gebrühtem Kaffee um die Nase. Also das ja schon fast Folter… so kurz vor dem Ziel heimische Kaffeekanne! Darauf folgte das Erscheinen des Beamten, der die Zeitungen entgegen nahm und der strafte mich schon mit vorwurfsvollem Blick: „Bisschen spät heute, oder?! Wir langweilen uns bald zu tode!“, schallmeit es mir, wenn auch mit leichtem Grinsen im Gesicht, statt des üblichen Morgengrußes entgegen…

Ich murmelte was von Werbung und später Lieferung, was im Übrigen nicht mal gelogen war, die Zeitungen waren recht spät eingetrudelt, und trollte mich dann wieder. Und schon grübelte ich über die Lösung eines offensichtlichen Problems: Tour umstellen aber dennoch Revier so früh als möglich einbauen. Die Nachtschicht langweilt sich bekanntermaßen öfter und stürzt sich durchaus auch schon mal auf die Zeitungen.

Am nächsten Morgen:
Okay… Richtungswechsel und frühe Lieferung ans Revier geht nur auf eine Art: Erst das Revier, dann der Rest!
Dachte es und zog los.
Ich komme bester Laune, auch wenn die Freitagsausgabe dieses Mal eine echte Frechheit nach dem Werbe-Donnerstag war – man hätte glatt von einem Werbe-Freitag reden können – auf dem Revier an und klingel wie gewohnt brav und in der Erwartung, dass die Schiebetüren sich binnen der nächsten Sekunden wie von Zauberhand öffnen würden. … … und warte… … und warte… Hallo?! O.o
Schließlich klingele ich ein zweites Mal… …und warte… Nach gefühlten halben Ewigkeiten gehen endlich die Türen auf. Ich merke schon an der Atmosphäre, dass heute irgendwas im Gange ist. Es kommt auch keiner an die Theke die Zeitung abnehmen. Es schallmeit mir nach meinem üblichen: „MORGEN“, aus der Einsatzzentrale hinter der Anmeldung entgegen: „Moin! Einfach hinlegen. Großeinsatz hier.“ Aha… soviel zum Thema Langeweile. laugh Gerechte Strafe mich mit Kaffee-Wolken zu foltern. ^^

Am darauf folgenden Morgen lasse ich einfach die Experimente und laufe meine Tour routinemäßig wie gewohnt ab.
Das Revier ist happy zu gewohnter Zeit ihre Zeitung zu haben. Ich verwechsel zum Glück keine Briefkästen und am Montag überlege ich mir dann noch wie ich das nun angehen werde. Was wäre das Leben schon ohne ein bisschen „Gefahr“. ^^

Vic
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Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)