Selfmade Wandtattoo

Das kommt davon, wenn man die Klappe nicht halten kann. laugh ^^

Auch im RL hat es sich bei dem einen oder anderen rumgesprochen, dass ich nicht völlig unbegabt mit Bleistift und Papier bin. Ich sag‘ euch: ‚Ne künstlerische Ader zu besitzen ist nicht immer von Vorteil. ;)
Irgendwann kam hier jedenfalls mal das Thema „Wandtattoo“ auf. Ihr wisst schon: Diese Klebebilder/-texte für die eigene Zimmerwand. Sind ja heutzutage recht modern und so. Das Problem dabei ist aber:

  1. Man sollte halbwegs gerade Wände in der Bude haben.
    => Haben wir eher weniger. Unser Häuschen wurde in den 1890ern erbaut. Jopp, et is schon über 100 Jahre alt. ^^ Zudem ist es auch noch ursprünglich ein altes Fachwerkhaus. Entsprechend ist das so eine Sache mit gerade Wänden und rechtwinkligen Ecken. laugh
  2. Je nach Größe können die Teile richtig teuer werden. Die Talers muss man erst mal über haben…

Also konnte ich ja meinen Schnabel nicht halten, ich vorlautes Ding, und meinte völlig unbedacht: „Selber machen halt.“ Klatsch… dat war’s mit meiner Freizeitplanung. ^^
Es dauerte nicht all zu lange bis man mich diesbezüglich in die Pflicht nahm. Unter dem Motto: „Ich wünsch‘ mir zu Weihnachten von dir ein Wandtattoo.“ – erm… ja… wie gesagt…

Es hat dann allerdings noch einige Monate gedauert, bis ich das dann auch umsetzen konnte. Mein Leben meint ja desöfteren mir mal ganze Gebirgsketten in den Weg zu schmeißen. Da hat so ein Wandtattoo nicht unbedingt Priorität. Nun habe ich aber eben bissel Urlaub und mir das Vorhaben auch auf meinen Urlaubsplan gemeiselt. Gestern ging es dann los.

Wat brauchen wir denn für so ein Vorhaben überhaupt alles?
Da wären also:

  1. Eine Idee.
    Was soll denn überhaupt auf die Wand.
  2. Ein bisschen künstlerisches Geschick oder jemanden, der solches besitzt.
  3. Ggf. – sollte das mit dem Geschick nix werden – Kunststoff-Schablonen, einen Drucker, ein Bastelskalpell, eine ruhige Hand und eine vernüftige, möglichst schnittfeste Unterlage.
    Mit diesen Materialien kann man sich z.B. einen Satz Buchstaben oder beliebige andere Motiv-Teile selbst basteln. Kunstofffolie deshalb, weil die nachher keine Farbe aufsaugt und somit die Ränder sauberer werden. Zur Not geht aber natürlich auch dünnter Karton recht gut.
  4. Eine passende Wand… (ja, sollte eigentlich klar sein, aber… na ja… manche vergessen durchaus noch das Wichtigste. ;) )
  5. Kreppband zum Abkleben, Linien kleben und/oder Schablonen fixieren.
    Kreppband deshalb, da man diese im Regelfall ohne Probleme rückstandsfrei und ohne Schäden an der Tapete wieder abziehen kann. Thesa ist da gar nicht geeignet. *anmerk*
  6. Farbe(n) und vernünftige, normale Malpinsel (die Teile für Wasserfarben reichen da völlig) oder, sollte man Schablonen arbeiten, gehen auch Schwämmchen oder die kleinen Lackroller sehr gut.
    Die Farbmenge richtet sich natürlich nach der Motivgröße. Insgesamt dürften aber 200-500 ml. völlig ausreichen. Normale Wandfarbe ist am Besten, da die normalerweise wasserlöslich ist und somit alle Utensilien später gut wieder sauber gemacht werden können.
  7. Ein kleines Behältnis, in welches man Farbe geben kann.
  8. Maßband/Zollstock um die Abstände etc. auszumessen. Sollte der Boden auch nicht so unbedingt gerade sein empfiehlt sich noch eine Wasserwaage damit das Motiv auch gerade wird (sofern es nicht sowieso schräg werden soll).
  9. Alte Zeitungen oder Abdeckfolie um den Boden und/oder ggf. Möbel vor Farbklecksen zu schützen.
  10. Einen Bleistift (am Besten einen weichen, z.B. „B“) und einen guten Radiergummi (bitte keinen Plastik-Ratzfummel, die schmieren beim Radieren zu leicht…).
  11. Eventuell ist noch eine Leiter ganz praktisch…
  12. Wenn man noch hat, wäre ein bisschen der Original-Wandfarbe natürlich toll. Damit kann man später Patzer recht einfach korrigieren. Bei weißen Wänden natürlich ganz einfach. ^^

Eines gleich mal vorweg: Das ist keine Sache, die man in ein, zwei Stunden erledigt hat. Ich hab‘ da vorsichtshalber zwei Tage eingerechnet und lag damit doch recht gut. Soll ja schließlich vernünftig aussehen!

So… legen wir also los.

Als erstes misst man den Bereich aus, wo das Tattoo hin kommen soll. Mit dem Kreppband kann man diesen Bereich dann auch recht einfach und sauber umranden. Hat den Vorteil, dass man genau definiert hat wo gearbeitet werden soll und später lässt sich das Kreppband problemlos wieder beseitigen ohne dass man noch irgendwelche Rückstände beseitigen (überpinseln) müsste.
Soll es ein Wandspruch werden, so wie bei uns z.B., empfiehlt es sich noch entsprechend der benötigten Zeilen mit dem Kreppband „Linien“ zu ziehen. Das hat so ganz nebenbei auch den Vorteil, dass Abstände zwischen den Zeilen ganz einfach schon durch die Breite des Kreppbandes entstehen. So kann man sich eine Oberlinie für die Höhe der Buchstaben sparen. Sollte man beim Besorgen des Kreppbandes vielleicht auch gleich mit einkalkulieren.

Als nächstes kommt der schwierigste Teil (sofern man keine Schablonen hat):
Mit dem Bleistift muss nun das Motiv vorgezeichnet werden. Vorzeichnen empfiehlt sich immer, denn hier kann man Fehler sehr viel leichter wieder korrigieren (dafür braucht man dann den schon erwähnten Radiergummi ^^ ). Außerdem können später auch Leute beim Pinseln helfen, die eher keine künstlerische Ader besitzen. Linien nachzeichnen, auch mit einem Pinsel, schafft so ziemlich jeder recht gut.
Ein kleiner Hinweis am Rande:
Mit einem Bleistift „B“ braucht man nicht sehr fest aufzudrücken. Da die Mine von Haus aus weicher ist, gibt sie auch sehr leicht Farbe auf die Wand ab. Man kann also sehr schön mit leichten Strichen arbeiten bis die Formen stimmen und dann erst mehr hervorheben.

…und so sah das bei uns nach diesen ersten Schritten aus: (zum Vergößern bitte auf das Bild klicken)

Wandtatto 1 - VorzeichnungHat doch schon irgendwie was. Man kann sich schon so ein bisschen vorstellen, wie es mal aussehen wird.

Mit Schablonen kann man sich diesen Schritt natürlich sparen. Da müssen nur die Schablonen entsprechend an die Wand geheftet werden. Immer so weit, bis man an den nächsten zu wiederholenden Buchstaben – meistens wohl das E – kommt, dann mit Farbe ausfüllen, kurz trocknen lassen und Schablone wieder entfernen. Solltet ihr Kunststoff-Schablonen verwenden, achtet bitte darauf, dass nicht zu viel Farbe an den Innenrändern klebt. Sonst werden die Buchstabenränder immer unsauberer. Ggf. spült/wischt die Schablonen mit etwas warmen Wasser ab. Da es wasserlösliche Farbe ist (sofern Wandfarbe benutzt wird), geht das i.d.R. recht einfach. Bei Pappschablonen zieht die Farbe anfangs erst mal größtenteils in den Karton bevor sich unschöne Ränder bilden. Hier hilft dann vorsichtiges freikratzen mit einem Messer. Nicht mit den Bastelskalpel. Erstens wird das so ziemlich schnell stumpf und zweitens besteht die Gefahr, dass man aus versehen Schnitzer in die Schablone haut, die man gar nicht haben will.

Als nächstes geht es ans Nachpinseln der Bleistiftmotive. Die Größe des Pinsels bestimmt die dicke der Farbstriche! Eigentlich logisch, oder? ^^
In unserem Fall kamen zwei flache Borstenpinsel (helle Borstenhaare) zum Einsatz. Die haben den Vorteil, je nachdem wie man den Pinsel gerade hält, einen dicken oder dünneren Strich zu produzieren.
Einfach etwas Farbe in ein kleines Behältnis, welches man gut in einer Hand halten kann, füllen und schon kann es los gehen. Als Behältnis haben wir zwei alte Tassen genommen. Zum Einfüllen einfach einen Esslöffel. Sowohl Tassen als auch der Löffel lassen sich später sehr gut wieder reinigen – sofern, wie schon erwähnt, wasserlösliche Wandfarbe genommen wird. Bei Lacken wird das schwieriger. ^^

Um ein Gefühl für den Pinsel und seiner Strichstärke zu bekommen am Besten einfach die ersten Striche auf einem Stück alter Pappe ausprobieren. Tja und dann ist alles Weitere ja eigentlich logisch: Immer schön den Bleistiftstrichen nachpinseln. Die verschwinden dann nach und nach unter der Farbe.

Hier mal ein Bild unseres Zwischenstandes:

Wandtattoo 2 - Zwischenstand…und so sieht das Ganze in gepinselt aus:

Wandtattoo 3 - fertig gepinselt

Wir müssen nun nur noch ein paar kleinere Patzer mit der originalen Wandfarbe ausbessern/korrigieren und sind dann auch fertig mit dem guten Stück. Zumindest vorerst. Wie gesagt, ich kann meine Klappe ja nicht halten und nun steht da noch eine kleine Erweiterung des Tattoos an. Aber das erfahrt ihr erst, wenn es dann soweit ist. ;)

Schablone vs. Frei-Hand

Klar, mit einer Schablone werden Kanten sehr viel glatter/sauberer und alles in allem dürfte es weit weniger „Patzer“ geben, die noch ausgebessert werden müssen. Dazu kommt, dass es schneller geht, da man sich das Vorzeichnen auf der Wand sparen kann. Dafür muss man eben erst mal die Schablonen herstellen, was je nach Geschick ja auch erst Mal eine gute Weile dauert. Last but not least kann man mit Schablonen natürlich sehr viel mehr Schriftarten umsetzen, was Frei-Hand eher schwieriger ist, allein schon was die Gleichmäßigkeit der Buchstaben etc. betrifft.
Freihand wirkt dafür aber auch irgendwie nicht so klinisch, superperfekt, kann somit eben auch mit einem ganz anderen Charme aufwarten. Aber das ist einfach auch eine Frage des eigenen Geschmackes und/oder Vorlieben, wie auch dem eigenen Können. Wer nicht so die Hand für sowas hat, der ist natürlich mit Schablonen sehr viel besser bedient. Da muss man einfach nur erst Mal ein Gefühl für Schablonenmaterial und Bastelskalpel bekommen. Der Rest ist dann nur noch „nachmalen“.

Na, dann mal viel Spaß beim verschönern eurer eigenen Wände. Ist doch gar nicht so schwer, wie man sieht. smile

Vic
Über Vic 260 Artikel
Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)

2 Kommentare

  1. Sehr schöner Bericht smile
    Wielange hast Du in Summe gebraucht?
    Wenn man einen Beamer hat kann man es auch damit an die Wand werfen und nachzeichnen smile
    Viele Grüße,
    Felix

    • In Stunden gerechnet an die 13 verteilt auf zwei gemütliche Tage.
      Beamer ist natürlich auch eine Idee. ^^ So ein Teil haben wir hier allerdings nicht. Da war gute alte Handarbeit gefragt. ;)

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