Tanz des Winters

Tour Kolumne

Der wahre Vorteil des Jobs ist: Es gibt kaum jemanden oder etwas, was dich stören könnte.
Die meisten Menschen schlafen um diese Zeit einfach noch. Oder sind gerade erst aus ihrem warmen Bettchen gekrabbelt. Oder auch gerade erst nach Hause gekommen – was meist an den Wochenenden eher zu beobachten ist. Der Morgen gehört dir. Dir und dem, was dich direkt umgibt. Ich denke, wenn es diese Stille und Ruhe nicht geben würde, ich hätte mit Sicherheit weder Federchen noch Red oder Spiky kennen gelernt. Federchen wäre niemals so zutraulich geworden, wie er es heute ist – auch wenn ich ihn immer noch nicht anfassen darf, auch wenn er bis heute nicht auftaucht, wenn noch jemand anderes in der Nähe ist. Tatsächlich ist er schon sowas wie eine mobile Alarmglocke. Bevor ich was mitbekomme hat er Fremde schon längst gemeldet und sich verzogen.

Ich freue mich immer, wenn Marco mit laufen mag. Nicht nur, weil er mir das Gewicht Mr. Trolleys abnimmt und auch sonst mir so gewisse, für mich miesere, Aspekte abnimmt. Ich unterhalte mich auch einfach gerne mit ihm, oder blödel einfach rum – was morgens um die Zeit seltsamerweise eher der Fall ist. Ich schiebe es mal darauf, dass wir zu den Uhrzeiten beide in der Regel noch nicht wirklich wach oder einfach von der langen Nacht langsam mal müde sind. Es kommt jedenfalls eher Blödsinn bei rum als ernsthafte Gespräche. ^^
Wie auch immer…

Heute war wieder mal so ein Tag, an dem Marco selbst arbeiten musste und ich war also allein unterwegs. Die Nacht war mal wieder frostig aber noch lange nicht wirklich unangenehm. Da kennt man schlimmeres.
Die Straßen trocken. Der Himmel zwar bewölkt aber das hat meist nicht viel zu sagen. Die Wochenendausgabe ist sowieso immer dicker als die üblichen Ausgaben, von daher war es auch keine Überraschung, dass Mr. Trolley voll gepackt war. Netterweise gab es dieses Mal nur eine Werbung und die störte auch nicht all zu viel beim Falten. Von daher schon mal eine eher chillige Tour.
Zuhause geblieben waren auch meine Ohrstöpsel. Irgendwie hatte ich so gar keine Lust auf Gedudel. Der MP3-Player hatte also mal wieder Pause.

Auf dem Weg zu meinem Bezirk fielen dann die ersten Schneeflocken. Noch vereinzelt zunächst, doch als ich dann an den ersten Briefkästen ankam war es schon ein deutlicher, gleichmäßiger Tanz von dickeren Flocken. Binnen Minuten überzogen sich Straßen und Bürgersteige mit weißem, glitzernden Puder. Die Geräusche wurden leiser, dumpfer.
…und wenn man die Straße hinunter schaute glitzerten einem Abermillionen kleiner Sterne von der Straße entgegen. Vor den Straßenlaternen hatte sich ein Schleier aus tanzenden Schneeflocken gebildet, die auf jeden noch so feinen Lufthauch reagierten. Nicht eine, die einfach nur in gerade Linie zu Boden gefallen wäre. Alle tanzten ihren eigenen kleinen Tanz bevor sie sich zu den anderen am Boden gesellten. Lautlos und stumm und doch irgendwie fröhlich anzusehen.

Man mag dieses Bild eigentlich gar nicht zerstören. Es ist so friedlich-heiter.
Blöde Pflicht.

Vic
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Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)