Wenn Dramatisches zur Lapalie mutiert

Black Rivers

…aber so gar keine Lapalie IST.

Oh nein… so wirklich gut ging es mir die letzten Wochen wirklich nicht. Ich hatte mit einigem zu kämpfen und die Angst mal wieder auf einen Herzinfarkt zuzusteuern wurde immer öfter zu einer ausgemachten Panik-Attacke. Da sitzt man dann ganz ruhig in seiner Ecke und von jetzt auf eben steigt einem das Gefühl von Angst durch den Körper hoch. WIDERLICH!
Zum Arzt geht man aber auch nicht unbedingt, weil der könnte einen ja krank schreiben, was dann wieder gegen das eigene Pflichtbewusstsein geht und oben drein wieder die Angst vor den Kommentaren der Arge schürt, die einen ja immer noch und persé für arbeitsunwillig hält. Mal ganz abgesehen von der Angst, dass man irgendwann seinen Job los werden könnte wegen zu viel „krank sein“. In meinem Fall zwar, zumindest derzeit, eher unbegründet aber wer weiß das in den heutigen Zeiten schon wirklich…
Man geht also mit eher gemischten Gefühlen zu anstehenden Kontrolluntersuchungen, die ich in meinem Fall auch noch glattweg mit ein bisschen Trickserei um ganze drei Monate verschoben hatte. Aber dieses Mal war klar, dass ich hin musste. Die Anzeichen versprachen schon nicht wirklich Gutes und auf eine Wiederholung von November letzten Jahres hatte ich dann auch nicht wirklich Hunger. Zumal der Hausarzt mir schon mindestens einen „stillen“ Infarkt attestiert hatte.
Frau tigert also endlich zur Kontroll-Untersuchung, beantwortet brav wahrheitsgemäß alle Fragen und kriegt am Ende dann die Hiobsbotschaft, dass man erstens nicht noch ein bis zwei Wochen warten könne bis zur stationären Aufnahme, sondern, dass man eventuell um einen Bypass vielleicht nicht herum käme. Immerhin wäre ja bereits bei der letzten Untersuchung der Wert eines Stents eher grenzwertig/kritisch zu betrachten gewesen.
…und so macht man sich mit noch mehr Angstgefühlen also auf zur stationären Aufnahme.

Das Spiel an sich kennt man immerhin schon. Bett-Zuweisung, Klamotten erst gar nicht auspacken sondern erst Mal so verstauen (weil man nie weiß ob man hinterher nicht auf der Intensiv landet und damit dein Zimmerplatz erst Mal anderweitig vergeben wird usw.) und ins OP-Hemdchen schlüpfen. Papierkram unterschreiben, Zugang wird gelegt (ich HASSE Nadeln immer noch -.- ), Rasierer kommt zum Einsatz… same procedure as last time. Dieses Mal ging es dann doch recht fix Richtung OP und auch da stand ich kaum zwei Minuten im Wartebereich. Das hatten wir auch schon ganz anders.
Ein freundliches Hallo vom Team, dass man mittlerweile auch kennt, was durchaus was Beruhigendes hat, und nachdem man auf den OP-Tisch gekrabbelt ist auch hier die schon bekannten Vorbereitungen. Blubb.

…und dann die erste Überraschug: Man ist hoch zufrieden. Zwar wurde ein stiller Infarkt bestätigt aber sonst hätte ich mich doch wacker geschlagen, so die zufrieden-freudig klingende Auskunft. Es müsse nur eine Sache gemacht werden und dann könne ich auch schon wieder auf Station. Ah ja?! Wow! O.o

Kaum wieder auf Station, die Intensiv blieb mir dieses Mal erspart (ich staune immer noch drüber), kam auch schon meine Ärztin um die Ecke. Den ganzen Sermon also noch mal im schönsten Fach-Chinesisch und dann die Aussage, man warte nur noch auf ein Ergebnis und dann könne man eventuell schon am nächsten Tag entlassen werden. WHAT?! Wie jetzt?! DAS glaube ich erst, wenn ich draußen bin!
Mein Gefühl trog mich mal wieder nicht. Abends gegen 21:30h (!), meine Nerven lagen da schon aus diversen anderen Gründen einfach nur blank, kam ein Pfleger mit einem Patienten-Aufklärungsblatt um die Ecke „…für eine Magen-Darm-Spiegelung bei Vollnarkose“. Einer WAS?! Warum, wieso, weshalb?! Wusste er natürlich nicht. Ich solle es mir durchlesen und dann unterschreiben. Ich unterschreibe mal gar nix bevor ich nicht weiß warum! Ja, dann könne das aber nicht am nächsten Morgen gemacht werden und ich könne dann auch nicht heim. Mir egal. Ich unterschreibe nix. Na, ich solle erst Mal das Aufklärungsblatt durchlesen. Das wäre ja alles nix Schlimmes. OK. Lese ich also. Schon auf halbem Text stolperte ich über eine Sache, die mir so gar nicht in den Kopf wollte: Wer Blutverdünner einnähme, solle diese doch bitte mindestens 5 Tage vorher absetzen. TOLL! Ich hab sogar zwei von den Teilen in meiner täglilchen Dosis und die letzte vor kaum einer Stunde brav runter geschluckt. Wissen die Fraggl’s eigentlich, was in diesen Info-Dingern drin steht?
Frau krabbelt aus dem Bett und kreucht gen Schwesternzimmer (von tigern war da null Rede, man kommt sich eher vor wie ne alte kreuzlahme Omma…). Pfleger festnageln. Die waren da gerade zu zweit und ich stelle also so meine Fragen. Irgendwann meint der zweite dann ganz lapidar: „Ach… Das ist bei uns ganz kuschelig. Sie bekommen eine Runde Michael-Jackson-Gedächtnis-Anästhesie (Propofol), schlafen eine gepflegte Runde und wenn Sie aufwachen ist schon alles vorbei.“  Irgendwie kann ich über den Witz so gar nicht lachen…
…und nein, ich unterschrieb NICHT.

Am nächsten Morgen kommt die Ärztin und bringt ein… Patienten-Aufklärungsblatt mit. „Hab ich schon…“, trocken auf mein Exemplar deutend. Ah, das wäre ja sehr schön, dann könne es ja angehen. „Eher nicht. Hab nicht unterschrieben.“ „Weil?“ Na, weil ich keinen Plan hätte wozu man jetzt noch eine Sonde durch meinen Magen und Darm jagen wolle und dann wäre da ja auch noch die Sache mit dem Blutverdünner und den daraus resultierenden möglichen Komplikationen… Die Frau macht es sich bei mir auf dem Bettrand gemütlich und in aller Ruhe erklärt sie alles. Zumindest kann ich jetzt einsehen warum das Ganze, mal ganz davon ab, dass es „nur“ eine Magenspiegelung und im Darm nicht herum gefuhrwerkt wird. Es besteht der Verdacht, dass mit der Bauchspeicheldrüse was nicht in Ordnung ist. Ich bin mir zwar sicher, dass da aber mal sowas von alles in Ordnung ist aber gut… ich bin kein Arzt, da muss ich dann wohl sicherheitshalber durch. Außerdem müsse mich die Sache mit den Blutverdünnern nicht übermäßig beunruhigen. Man wisse ja um die Situation und hätte auch sonst alle relevanten Daten, da ich ja nun mal Patientin mit Geschichte hier wäre. Seufzend unterschreibe ich also dann doch den Wisch und darf mich auf einen weiteren Tag im KH „freuen“. Immerhin: Heute gibt es leckeren Fisch, den ich nun nicht verpassen werde… Mensch ist manchmal schon mit kleinsten Dingen zufrieden zu stellen…

Am nächsten Morgen gab es, war ja klar…, kein Frühstück. Termin sollte um 10 Uhr sein. Frau lag um 8:00 Uhr schon startklar und mal wieder im „schicken“ OP-Hemdchen mit Zwangsentlüftung an der Hinterfront in ihrem Bettchen. Übrigens sind die Dinger beim Toilettengang gar nicht mal so unpraktisch, wie ich an diesem Morgen feststellen konnte, wenn auch verflucht zugig… *hust*
Viertel nach 10 wurde ich dann endlich abgeholt. Unten stellte sich dann aber heraus, dass der untersuchende Arzt gerade woanders rumgeisterte. Da lag ich also und hörte mir die nächste Stunde das Gepiepse der Monitor-Überwachung an. Immerhin musste man nicht aus seinem Bettchen raus. Man durfte brav in seinem eigenen liegen bleiben. Meine Maus (eine Ulli-Stein-Maus, die ich vor Jahren von einem sehr lieben Menschen geschenkt bekam und ohne die ich seither nirgends hingehe) durfte auch bleiben. In dem Punkt stimmte „kuschelig“ zumindest schon mal.
Als es endlich los ging wurde es erst Mal null kuschelig! Jackson muss eine masochistische Ader gehabt haben! o.O Dieses dämlich Propofol tut nämlich erst Mal ganz schön weh wo es lang kriecht. Ich wollte mich gerade „beschweren“… da war ich auch schon „weg“… und träumte mal wieder Nonsens pur. Ich mag Vollnarkosen einfach nicht. Gibt immer Albträume die sicher klasse Fantasy-Horror-Filme abgeben würden.

Ich wachte brav wieder auf, hatte Halsschmerzen… und ausgerechnet jetzt wurde gerade Mittagessen serviert. Ja KLASSE! HUNGER! Nein, sie dürfen noch nicht… Geschenkt. Rumdrehen und weiterdösen. Eh noch halb breit…
Zwei Stunden später reißt mich die Ärztin aus dem Schlummer: „Alles ok, nur die Magenschleimhaut ein bisschen gerötet, was aber klar ist wegen der Medikamente. Sie können dann nach Hause.“ Wie jetzt? Jetzt? Ja, jetzt. Erm… Noch die Ermahnungen, was ich alles NICHT darf, blubb. 10 Minuten später steht der Pfleger mit den Entlassungspapieren und einem Mittagessen vor mir. Oh cool! Gibt noch was zu essen. Dat nehmen wir doch noch mit (Lecker Gemüse-Eintopf mit Würstchen).

Gegen halb drei sitze ich mit Sack und Pack draußen in der Sonne und warte auf den besten Nachbarn der Welt, der mich abholen kommt.
Zuhause angekommen erst Mal Begrüßung der Fellnasen blubb und dann Hausarzt anrufen. Da ist aber mega-voll bitte morgen früh noch mal anrufen. Also heute früh noch mal angerufen und dann zum Termin da aufgekreuzt. Alles in allem bin ich echt erleichtert und zufrieden. War ja gar nicht so schlimm wie prophezeit und nach drei Tagen wieder Zuhause ist eh schon ein Rekord für sich.

Was man sich halt so denkt…
Es fühlte sich nach echter Lapalie dieses Mal an, trotz oder gerade wegen der Beschwerden im Vorfeld. Es war keine. Das erfuhr ich jetzt, nachdem mein Hausarzt mal das kauderwelsche Fach-Chinesisch für mich übersetzte.
Der Grund für meine Beschwerden ist recht simpel und, zumindest für mich, dennoch eher beunruhigend. Hatte ich auch beim ersten Herzinfarkt noch Glück gehabt, dass der Herzmuskel nix abgekriegt hatte, so hatte das der „stille“ Infarkt dann geschafft. Zu deutsch heißt das einfach, der Herzmuskel ist nun auf Dauer geschwächt und gewisse Anstrengungen kann ich mir von der Backe putzen. Ich solle mir auch gründlich überlegen, ob ich meine Zeitungstour weiter machen möchte. Gerade in der kalten Jahreszeit sei der eigentlich eher Gift für mich. Naaaa TOLL! Und wer biegt das jetzt bitte der Arge bei? Mal ganz abgesehen davon, dass meine Chefin null begeistert sein wird und ich sowieso nicht, weil ich die Talers brauche…

Hatte nicht iwer gesagt, 2013 wird alles besser?!
Damn… war, glaube ich, sogar ich. *grmpf*

Ich kann nur raten: Leute, nehmt bitte Warnungen und Risiko-Bereiche in Sachen Herzkasper ERNST! Es ist echt nicht witzig und wird auch nie wieder in Ordnung kommen, wenn es einen erst Mal erwischt hat!

Vic
Über Vic 260 Artikel
Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)