Ernüchternde Weihnachten dieses Jahr…
Die Menschen wirken gehetzt und geradezu unfreundlich, fühlen sich offensichtlich von den einfachsten Dingen genervt bis hin zu belästigt und man ist deutlich geiziger.
Auch dieses Jahr wird es bei mir nichts weihnachtliches geben, abgesehen von dem kleinen Adventsgesteck für ein (1) Teelichtchen und einem kleinen Adventskalender. Beides habe ich mir erdreistet es mir mal zu leisten. Was übrigens mit den Worten: „So schlecht scheint es Ihnen ja gar nicht zu gehen.“ kommentiert wurde. Seitens des unangekündigten, überraschenden Besuches zweier „Kontrollettis“ vom Amt. Kommt davon, wenn man Anträge stellt zwecks Renovierung und sich mit einer Ablehnung nicht zufrieden gibt…
Ich habe nie behauptet, dass es mir schlecht geht. Ich hab‘ immerhin ein Dach überm Kopf, was zu futtern und eine warme Heizung. Wobei letzteres nicht mal selbstverständlich ist, nachdem ich nun fast zwei Jahre gebraucht habe die Nachzahlung an meinen Vermieter zu zahlen, die vom Amt ja nach wie vor abgelehnt wird…
Ganz zu schweigen von meinen beiden Fellnasen, die gerade in den letzten zwei Jahren um einiges anhänglicher geworden sind. Meine Wohnung ist somit weder leer noch zu einsam, wenn auch gelegentlich zu still.
Ich habe ein Telefon, auch wenn ich mich eigentlich schon länger frage, wozu überhaupt noch, da es so gut wie nie klingelt und ich auch selten Anrufe zu tätigen habe. Der häufigste Gesprächspartner ist noch die Sprechstundenhilfe meines Hausarztes.
Ich habe nach wie vor einen Internet-Anschluss. Der steckt in meinem Vertrag halt mit drin und ganz ehrlich… Ich verzichte auf so einiges mehr oder minder gerne aber ohne Inet ist eine Horror-Vorstellung. Da verliere ich noch die letzten paar Leusels, mit denen man mal quasseln kann (wenn auch meist zeitversetzt). Ist zwar auch gerade mal mit ach und krach eine Hand voll aber immerhin!
…und dann besitze ich tatsächlich auch noch ein Handy. Brauche ich zwar eigentlich nicht wirklich aber nachdem wir hier mal über Tage gar nicht erreichbar waren für meine Schwiegermom kann hier sonst was zusammenbrechen: Handy BLEIBT!
Nein, schlecht geht es mir wahrlich nicht. Gemessen an eher „bescheidenen Lebensverhältnissen“ und dieser Sarkasmus kommt immerhin von Amts wegen. Wobei deren Definition von bescheidenen Lebensverhältnissen was ganz anderes bedeutet als die eines Otto-Normal-Bürgers.
Ernüchternde Weihnachten auch dieses Jahr in Sachen Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie Trinkgeldern. Da wurde ich, dieses Jahr sogar höchstpersönlich und eindringlich ermahnt, dass ich auch Trinkgelder zu meinem Verdienst angeben müsse. Genauso wie Weihnachts- und Urlaubsgeld.
Weihnachtsgeld kriege ich sowieso nicht. Urlaubsgeld wird erst im kommenden Jahr ausgezahlt und selbstverständlich sofort angerechnet. Ich werde also auch noch bestraft, keinen Urlaub gemacht zu haben. Ist ja nicht so, dass ich dafür gearbeitet hätte. *hust* Okay… ich darf (!) 20% davon behalten. Interessanterweise komme ich aber nie auf diese besagten 20%, wenn ich das dann nachrechne. Komme ich auch bei meinem Lohn nie. Mir wird es vermutlich immer ein Rätsel bleiben, wie das berechnet wird.
In Sachen Trinkgelder schüttel ich zwar sowieso immer den Kopf aber dieses Jahr mache ich mir den „Spaß“ vielleicht sogar. Da die Menschen, wie schon erwähnt, dieses Jahr deutlich geiziger sind, gibt es nämlich nur 10 Euro anzugeben. Da übersteigen die Kosten des Berechnungsverfahrens mal wieder deutlich die anzurechnende Summe. Das wird dann wieder genauso kurios wie damals die Überweisung von 10 Cent, die ich noch bekommen hatte. Immerhin war es die Hälfte der Vorgangskosten auf meinem Konto. Ich muss nämlich für jede Kontobewegung 20 Cent bezahlen und bin daher natürlich immer hocherfreut über JEDE Überweisung oder Abbuchung. *hüstel*
Auf eine Anfrage hin, warum ich mir nicht ein kostengünstigeres Konto zulege, konnte ich auch nur darauf hinweisen, dass es zwar nicht zulässig ist, Kunden mit P-Konto schlechtere Konditionen einzuräumen aber genau das eben die Regel ist. Der Trick ist einfach, die Standard-Konten entsprechend zu konzipieren und nur ein Standard-Konto kann als Grundlage eines P-Kontos fungieren. Fertig ist das Verfahren seine eh schon benachteiligten Kunden noch weiter zu benachteiligen und dies ganz legal. Ohne Konto geht aber nun mal in unserer Welt so gut wie nichts mehr oder ist mit weit höheren Kosten verbunden. So kommt man dann also auf Kontoführungsgebühren zwischen 10 € und 15 € im Monat. Die natürlich gaaaaaaaaaaaaaanz anders im Regelsatz berechnet sind. Ein Schelm…
Wenn ich so durch die Straßen gehe, dann fällt noch was anderes deutlich auf: Die weihnachtlichen Dekorationen in den Fenstern und an den Häusern haben langsam auch schon Seltenheitswert. Vor allem Abends fällt es deutlich auf. Selbst unsere öffentliche Weihnachtsdeko ist deutlich gekürzt worden. Immerhin gibt es dieses Jahr, im Gegensatz zum letzten, einen kleinen Weihnachtsbaum auf unserem neuen Platz. Aber ehrlich gesagt… der wirkt da ziemlich verloren und kümmerlich und man hätte ihn besser weg gelassen. Finden so einige aus unserem Bezirk. Die Stadt hat halt auch kein Geld mehr und man merkt es immer deutlicher. Am Ehesten noch am Zustand der Straßen. So manches Schlagloch nimmt langsam die Dimensionen eines ausgewachsenen Vogelbades samt Tauchzone an. Da wirken die neuerlichen Baustellen der Telekom direkt nebenan schon wie materialisierter Hohn.
Angeblich geht es Deutschland ja mittlerweile so viel besser… Man fragt sich: WO?!
Die Antwort dürfte einen eigentlich nicht mehr verwundern geschweige denn ärgern: Da, wo es schon immer mehr oder minder genug Geld gab. Beim größten Teil der Bevölkerung ist dieser Aufschwung nie angekommen. Viel zu viele müssen zwei, drei Jobs machen um überhaupt mit ihren Familien über die Runden zu kommen. Die Menschen waren es, die in den Krisenzeiten auf Dinge verzichtet haben um der Wirtschaft zu helfen Standorte und Arbeitsplätze zu sichern. Nur um dann einen Tritt in den Hintern zu kriegen. Es wurden trotzdem Standorte geschlossen, das Lohnniveau hat eigentlich gar kein Niveau mehr, zumindest kein wirklich vertretbares. Bin ich eigentlich die Einzige, die bei dem Thema „Mindestlohn“ den Kopf schüttelt? Ich finde es schon ziemlich traurig und beschämend, dass es überhaupt einer Diskussion und Forderung nach Mindestlöhnen in Deutschland geben muss. Zudem ist es ziemlich bezeichnend was die Wirtschaft sich heraus nimmt. In Zeiten, in denen es doch angeblich wirtschaftlich wieder voran geht. Letztlich auch nur eines von unglaublich vielen Symptomen, die einem eigentlich vor Augen führen, dass unsere Politik und ach so tolle Demokratie an so einigem krankt. Es mag ja alles nicht so einfach sein und selbst mir ist es irgendwo klar, dass ein schwacher Euro alles nur verschlimmern wird, etc., pp… aber sorry, langsam wirken all die Ausreden und Begründungen auch nur noch wie gut einstudierte Mantras.
Kann sich eigentlich noch einer daran erinnern, dass es soziale Einrichtungen wie Suppenküchen und div. Zentren brauchte, damit ein nicht unerheblicher Teil unserer Kinder wenigstens eine warme Mahlzeit am Tag bekommen und vielleicht mal so was wie einen Weihnachtsbaum zu sehen kriegen, der nicht irgendwo in der Stadtmitte mit Pomp und Trara aufgebaut wurde?
Ich erinnere mich an Zeiten, in denen das Leuchten in Kinderaugen noch was galt, dass es sowas mal gab. Suppenküchen und Co. waren Geschichten aus den Nachkriegszeiten und kein alltägliches Bild im Hier und Jetzt. Zeiten, in denen sich die meisten noch einen Weihnachtsbaum leisten konnten und zumindest ein paar Kleinigkeiten unterm Baum für die Kinder. Und das bitte, ohne dafür zwei, drei Jobs machen zu müssen und sich dann trotzdem noch fragen zu müssen, ob man die nächste Stromrechnung bezahlt bekommt.
Alle Jahre wieder…
…wird Weihnachten ein Stück weit ärmer. Ärmer an Freude, Besinnlichkeit und Wärme. Es verkommt immer mehr einzig und allein zu einer Konsumschlacht in der jene von vornherein verloren haben, die eh nichts mehr haben und jene all zu leicht vergessen werden, die alleine sind, am Rande der Gesellschaft leben. Na ja… letztere hat man das ganze Jahr über schon vergessen. Da kommt es wohl auf Weihnachten auch nicht mehr an. Schließlich ist es schon seit Jahrzehnten kein Lichterfest mehr und schon gar nicht eines, welches für Frieden und Liebe für alle steht.
Dennoch gibt man die Hoffnung ja nicht auf. Nicht wirklich und schon gar nicht leichtfertig.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein schönes Weihnachten, Julfest, Hanuka, Kuanza…
Mag es auch noch so bescheiden und ärmlich ausfallen, so bleibt es so lange eine besondere Zeit, so lange es noch Menschen geben wird, die der Magie und Liebe, die dieser Zeit inne wohnen sollte, ihr Herz öffnen können.