[Gelesen] Hornjäger

IC Literature

Autorin: Monika Weithofer
536 Seiten
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (4. Oktober 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 1492837563
ISBN-13: 978-1492837565
Als Kindle-Edition verfügbar (ca. 447 Seiten)

Inhalt lt. Kurzbeschreibung:

Das wohlgeordnete Leben der Hofdame Euphena bricht mit einem Schlag zusammen, als sie durch ein Missgeschick den Zorn ihres Königs auf sich zieht und deshalb an einen niederträchtigen Baron verheiratet werden soll. In ihrer Verzweiflung schlägt sie eine waghalsige Wette vor, die sie schnell an ihre Grenzen bringt. Obwohl niemand an ihren Erfolg glaubt, ist Euphena fest entschlossen, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und das sagenhafte Königreich der Gehörnten zu finden. Bald jedoch trifft sie auf den Einzelgänger Helwyr, der Befehl erhalten hat, ihren Erfolg mit allen Mitteln zu verhindern …

Meine Meinung:

Als Fantasy-Roman deklariert, erinnerte mich der Kladdentext im ersten Moment so ein bisschen an einen dieser historisch angehauchten Liebesromane. Aber wirklich nur ein bisschen. Fantasy-Elemente sind ja schon zu entdecken und die wird man in diesen Liebes-Dingern eher nicht finden.
Das erste Kapitel lässt von Fantasy noch nicht viel erahnen, abgesehen von der üblichen mittelalterlichen Welt. In diese taucht man dann recht schnell ein, sind die Beschreibungen doch auf dem Punkt, relativ schnörkellos, was zumindest ich als angenehm empfinde, und eingängig. Das eine oder andere Klischee wird zwar durchaus bedient aber ohne dabei all zu seicht zu wirken oder in puren Kitsch abzudriften.
Auch die Protagonisten und ihre jeweiligen Stellungen in der mittelalterlichen Hierarchie sind weitestgehend schnell klar und einfach eingeführt. Kurzum: Man findet sich schnell zurecht in der Welt der Hofdame Euphena.

Sprachlich war ich, nach so manchem sehr gruseligem Erlebnis in letzter Zeit, angenehm überrascht. Zwar ist sie relativ einfach gehalten, weiß aber dennoch in einem klaren, frischen Stil zu erzählen ohne zu viel zu wiederholen oder eintönig zu wirken. Die wenigen Ausreißer hiervon verzeiht man gerne ohne dass diese verärgern würden. Alles in Allem lässt sich die Story angenehm und flüssig lesen ohne dabei ins all zu seichte abzudriften oder gar langatmig zu werden. Tatsächlich sind mir manche Stellen eigentlich eher zu kurz geraten, was aber nur kurze Verwunderung bei mir hinterlässt.
Grammatikalisch und von der Rechtschreibung her gibt es nur sehr wenig bis nichts zu bemängeln. Auch das kennt man mittlerweile, gerade bei Indies, (leider) auch ganz anders. Die wenigen aufgefallenen Fehler können hier wirklich auch locker einfach Tipp-/Druckfehler sein. Sehr schön!

Die Story selbst kommt mit einer durchaus interessanten Idee daher, die einiges an Spannung verspricht. Es gibt sie auch durchaus, diese Spannungsbögen, bei denen man das Buch jetzt wirklich nicht aus der Hand legen mag, wissen will, wie das nun gerade wohl ausgehen wird. Allerdings sind einige dieser Momente auch so absehbar, dass man am Ende der Szene fast schon sagen möchte: „War ja eigentlich klar…“ Dennoch wird es nicht wirklich langweilig, da die Erzählerin es geschickt genug zu „verstecken“ weiß, so dass man schon wieder versöhnt ist bevor es verärgern kann. Allerdings, so im Nachhinein betrachtet, vergibt die Autorin dadurch auch Elemente, die richtig episch hätten werden können. Schade eigentlich.

Was mich allerdings wirklich enttäuscht hat ist die Tatsache, dass so manche Auflösung von Fragen doch sehr einfach, manchmal sogar einfach so nebenbei in ein, zwei Sätzen, abgehandelt wurde. So manche Frage wird gar nicht aufgelöst.
Hier hätte ich doch ein wenig mehr erwartet. So fällt dann auch der eine oder andere Logikfehler, der sich eingeschlichen hat,  dem aufmerksamen Leser um so deutlicher ins Auge. Das fällt vor allem am Schluss auf, von dem ich fast den Eindruck hatte, hier wollte ein Buch einfach endlich fertig werden.

Was manchmal wirklich ein bisschen befremdet ist die Tatsache, dass die Protagonistin, die ja eigentlich eher in die Kategorie „verwöhntes Hofdämchen“ gehört, von Anfang an mit jeder Schwierigkeit problemlos und geradezu vorbildlich fertig wird. Ein bisschen mehr Ecken und Kanten hätten der Persönlichkeit gut gestanden. So wirkt die gute Euphena doch gelegentlich etwas farblos oder gar oberflächlich, was sie ja eigentlich gar nicht sein will.

Fazit:

Trotz kleinerer Schwächen fühle ich mich gut unterhalten. Daran ändert auch der für mich etwas unbefriedigende Schluss der Geschichte nichts. Es ist natürlich kein episches Werk à la Tolkien aber gute, leichte Belletristik, die mir auch einen Urlaub hätte gut versüßen können. Eine wirklich nette Mischung aus Mittelalter mit einem Schuss Fantasy und Abenteuer, ein bisschen Liebesgeschichte, die zum Glück weitestgehend die schönste Nebensache bleibt und so die Geschichte eher würzt denn über Gebühr süßt.
Ein Buch, dass man ohne Reue mögen kann. Ich habe es sicher nicht zum letzten Mal gelesen.

Amazon-Link: Hornjäger – Kindle-Edition

Vic
Über Vic 260 Artikel
Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)