Daily Soap bei Penny

Black Rivers

Irgendwie wusste ich doch, dass mir die letzten Tage echt was gefehlt hatte… laugh

Sind wir mal ehrlich:
Wenn wir es vermeiden können, dann gehen wir natürlich NICHT auf den letzten Drücker einkaufen. Aber wie das ja immer so ist, irgendwas hat man immer vergessen und prompt tigert man dann eben doch los. Normalerweise ja nicht so ein Problem, während Weihnachten und Silvester durchaus suizid-verdächtig. Sofern man nicht über Nerven aus Stahl und einer unerschütterlichen Gleichmut verfügt. Wie auch immer: Nicht mal der übliche Feiertags-Stress kann es mit der Daily Soap bei Penny (oder in welchem Discounter man nun so einkaufen geht) aufnehmen!

Da stehe ich also gerade vor den Bananen und überlege in aller Ruhe, ob ich mir die leisten kann oder doch lieber erst Mal verzichte. Immerhin hat es Zuhause ja noch ein halbes Netz Orangen. Frau ist also nicht gänzlich ohne Vitamine und Co. Frau steht da also völlig unbedarft und, entgegen jedem besseren Wissens, ahnungslos, in ihren ganz eigenen Gedanken versunken. Das die Türen des Marktes hinter mir immer wieder mal auf und zu gehen, ist ja noch kein Grund zur Panik. Schließlich gibt es ja noch andere Menschen auf Futtersuche. Die Alarmglocken schrillten aber vehement als ich hinter mir nicht nur die Tür vernehmen konnte sondern auch diesen folgenschweren Satz: „Saraaaah! Evelineeee! Nu kommt ma bei mich bei hier. Mama muss nu einkaufen.“
Ruckartig hebe ich den Kopf. Eine Salzsäule ist in den nächsten Sekunden Knetmasse gegen meine erstarrte Figur. NEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN! VERDAMMT! Wie ruhig waren doch die Einkaufssessions während der Feiertage!

Das wirklich einzig gute an dieser Frau und ihren unzähligen Gören ist ja, dass man auf Sonar und Radar verzichten kann. Ein bisschen Orientierungssinn und das Gehör, welches nicht mal sonderlich gut sein muss, reichen in der Regel völlig aus um ziemlich exakt den Aufenthaltsort der Mutter-Kinder-Plage aus zu machen. Was man dann noch wissen sollte ist eben die Tatsache, dass man sich TUNLICHST in einem anderen Gang aufhalten sollte. Es sei denn man steht auf Tinitus, diversen Remplern und Suchaktionen nach dem eigenen Einkaufswagen.

Langsam schleiche ich um die Obst- und Gemüsetheke herum, sondiere die Lage. Oh, gut! Die hälfte des Trosses ist noch draußen. Nu, aber fix vorwärts. Es gilt vor dem Trupp an die Kasse zu kommen. Noch besser wäre es natürlich schon draußen zu sein bevor der Feind überhaupt in den Kassenbereich eindringt. Aber man kann ja nicht alles haben…
Ich tiger also zielstrebig zu den nächsten Regalen, die ich aufsuchen MUSS. Flux greifen meine Hände ohne groß nachzudenken zu den benötigten Waren. Ich will gerade wieder aus dem Gang raus, als das feindliche Kontingent in meinen Gang einbiegt. MIST! Rückwärtsgang, auf der anderen Seite raus und dann halt von hinten…

Vorne der übliche Tumult: Die Kleinste brüllt wie am Spieß, ich kann nur nicht ausmachen warum. Aber da gibt es meist nicht viel Möglichkeiten: Entweder sie wurde wieder von einem ihrer Geschwister gedizzt oder sie kriegt mal wieder keine Kinderschoki. Kennt man schon. Der Rest der Kids quetscht sich möglichst gleichzeitig zwischen Mama, Einkaufswagen und Regalbegrenzungen Richtung Gang durch. Natürlich nicht ohne lauthals zu verkünden wie Scheiße doch XYZ ist, man war ja schließlich zuerst da. Nicht zu vergessen Mama selbst, die sich von dem Lärmen so gar nicht beeindrucken lässt, ihre Stimme erhebt und die Nachzügler auffordert aufzuschließen: „Timooooo! Lass dat Christine in Ruhe und kommt her!“
Ich bin derweil glücklich in den parallelen Gang entkommen, den ich auch zügig durchquere und auf der anderen Seite verlasse. Hier brauche ich nichts. Ein zackiger Links-Schwenk und ab auf die Zielgerade Richtung Milch, Käse und Joghurt. HA! Ich bin an der kritischen Stelle mit den restlichen Spielzeug-Angeboten der letzten Woche vorbei gekommen. Wenn mein Plan aufgeht, werden wir alle in ein paar Minuten zwar ganz genau wissen, dass „…et kein Spielzeug gibt. Das is der Mama zu teuer und des is au allet Scheiße…“ aber dafür dürfte ich dann schon fast auf der Zielgeraden zur Kasse sein, auf der ich heute nur einen Stopp einlegen muss.

Wie war das? Denken ist manchmal einfach nur Glückssache…
Ich habe mich erfolgreich mit Margarine und Käse eingedeckt, biege gerade in den Gang Richtung Kasse ein, als vor mir drei der Blagen auftauchen. Misstrauisch beobachte ich deren Gebaren. Oh Shit! Die spielen fangen…
Mama diskutiert derweil lautstark mit Evelineeeeee über dat Scheiß-Spielzeug. War ja klar, dass die da nicht ungeschoren durchkommen wird. Evelineeee wird trotzig und beschwert sich lautstark, was meine drei spielwütigen Figuren vor mir wiederum aufmerken lässt. ‚Jaaaa, ihr lieben Kleinen… Da isses interessant. Geht da man schön hin…‘ – säusel ich verführerisch in meinen Gedanken und mache mich innerlich schon mal startklar die drohende Blockade im geeigneten Moment zu durchbrechen. Das Wild zögert noch einen kritischen Moment, doch dann entschließt sich das älteste der Jungtiere dem verlockenden Ruf zu folgen. Die beiden jüngeren folgen ganz brav… und ich lasse auch nicht den Hauch einer weiteren Sekunde verstreichen und tobe los! Nächster Stopp: Brot-Regal. Tempo!

Hinter mir verliert Mama gerade die Geduld und brüllt was von „RUHE GETZ!“ und „GIBT NIX!“. Arme Irre… Sie sollte doch langsam wissen, dass sie damit so gar nichts erreicht.
Vor mir schieben sich aus zwei Quergängen gerade auffällig zielstrebig drei Einkaufswagen in den Weg. Ah ja… ich bin also nicht die einzige, die diese Einkaufsplage schon kennt. So ernst die Lage auch ist, ich muss irgendwie grinsen. Geteiltes Leid ist manchmal doch halbes Leid. Interessanterweise solidarisiert man sich im Supermarkt recht schnell bei solchen Situationen. Reißverschluss-Verkehr mit Einkaufswagen in Perfektion! Da könnten sich so einige Autofahrer eine Scheibe von abschneiden.
Im vorbei-Gehen kralle ich mir noch eben fix ein Päckchen Brot und in einer ungewohnt disziplinierten Schlange bewegt sich alles auf die Kassenzone zu.
Au verdammt! Frau Ich-hab-alle-Zeit-der-Welt sitzt an der Kasse. Das könnte verflucht knapp werden.
Die Kassiererin gehört zu der Sorte, die zügiges Arbeiten schlichtweg nicht mal im Wortschatz hat. Da kann die Schlange an der Kasse noch so lang sein, wir behalten die Ruhe und ziehen in ALLER RUHE jedes Teil einzeln über den Scanner… Ehrlich… nur ein bisschen langsamer und sie verfällt in Zeitlupe…

Meine Leidensgenossen und ich werden doch ein klein wenig nervös. Nichtsdestotrotz packen wir alle fast zeitgleich unsere Einkäufe auf das Band. Heute gibt es kein großzügiges Vergeuden von Platz auf dem Band. In stiller Einigkeit wird soweit aufgerückt, dass jeder möglichst schnell seinen Kram aufs Band kriegt. Man erlebt selten so tolles Teamwork ohne Absprache und das kann einen schon mal mit Ehrfurcht… erm… weiter. Nicht trödeln Mädel…
Hinter uns reihen sich noch zwei in unsere kleine Schlange vor der Kasse ein. GUT SO! Je mehr Abstand, desto geringer die Gefahr an der Kasse dann doch noch taub zu werden oder blaue Flecken zu kassieren. Die Crux bei Penny ist nämlich: Die Süßigkeiten sind hinter dem Band und nicht DAVOR! D.h. also, die Kids quetschen sich einfach mal ohne weitere Rücksichten zwischen die Wartenden und grabschen nach den Objekten der Begierde. Gleichzeitig brüllen sie natürlich in mehr als respektabler Dezibel-Zahl ihrer Mutter zu, ob sie dieses oder jenes denn auch haben dürften. Die Antwort wird natürlich auch gebrüllt. Für jedes Gör einzeln! Sammelweckruf kennt die Frau nur selten.

Ich bin endlich an der Reihe. Dem Lärmpegel zu folge ist die Kohorte nur noch wenige Meter vom Kassenbereich entfernt. Es geht mittlerweile nämlich schon um „Ich WILL ABA EIS HAMM!“ Wie gesagt… sehen muss man nicht können. Hören reicht völlig. Aber mittlerweile nehme ich es gelassen. Frau Zeitlupen-Kassiererin kümmert sich schon um meine Einkäufe. Somit stehe ich nun HINTER der Kasse und außerhalb des Gefahrenbereichs. Sieht man mal von eventuellen Gehörschäden ab, sollte das hier noch länger dauern. Aber ich habe ja nicht all zu viel und so zücke ich meine Geldbörse just in dem Augenblick als die Kompanie mitsamt der Kompanie-Mutter an der Kasse ankommt.
Ich habe Mitleid mit meinen Leidensgenossen, die nicht ganz so viel Glück wie ich haben und noch auf das Kassieren warten müssen. Aber ich bin auch heilfroh. Das Wechselgeld stopfe ich einfach so in meine Jackentasche. Das kann ich Zuhause auch noch in die Geldbörse tun. Hinter mir schließen sich die Schiebetüren als gerade die Mama ihr erstes: „NEIN SARAH! Et gibt kein Ü-Ei!“ brüllt.

Draußen hole ich erst Mal tiiiiief Luft!
Na, das Jahr fängt doch gar nicht mal so schlecht an. Den ersten Einkaufskrieg unbeschadet und nervlich nur wenig belastet überstanden. Getz aba ma fix nen schööööönen Kaffe!

Vic
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Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)