Waschmaschinenkrebse

IC Writing

So… ich hab sie tatsächlich ausgebuddelt bekommen…
Have Fun, Folks and Fans! smile
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Es war ein Mal…

…vor etlichen Jahren… Auch meinereiner hat die Erfahrung in einer WG zu wohnen gemacht. Ich bin heute noch ein Fan von WGs, wenn die Chemie stimmt. Es ist lustig, es ist immer irgendwie jemand da und wenn dir nach allein sein ist, ziehst du dich halt in dein Zimmerchen zurück. Türe zu, Affe tot. Punkt. So war das jedenfalls bei uns. Ist die Türe richtig zu, dann mag jemand eben seine Ruhe haben und man hat sie diesem eben gelassen, abgesehen von diversen “Notfällen”.

Frau wohnte also in einer WG. Die war hübsch bunt. Ein Masseur, eine Arzthelferin, eine Polizistin, ein Arbeitsloser und ich (damals) krankes Huhn. Vom Alter her sah das recht ähnlich aus. von 20-35 so in etwa alles irwie vertreten. Ein lustiger Haufen der gemeinsam durch dick und dünn ging.
Abends saßen wir oft zusammen im gemeinsamen Wohnzimmer. Gemütlich Kaffee, Wein, Cola blubb und was zu knabbern auf dem Tisch und erzählten uns halt was. Den Fernseher hatten wir meist auch nur zum Zocken und als Deko. Sah halt nett aus der Kasten da im Schrank.

Eines Abends hatte unsere Polizistin was zu erzählen. Na gut… die hatte öfter was. Ich sage euch… was so eine Polizistin im Dienst erlebt/durchstehen muss… man kriegt mit der Zeit wirklich ein völlig anderes Bild von den Ladies & Gentlemen. An jenem Abend gab es mal wieder eine eher lustige Anekdote (auch wenn es für die Betroffene ganz sicher nicht wirklich lustig war).
Jedenfalls… folgendes hatte sich zugetragen:

Unsere Polizistin hatte Frühdienst gehabt. War noch nie so ihre Welt, weil eigentlich gehörte sie eher in die Kategorie der Langschläfer. Da um 6:00 Uhr Morgens in der Dienststelle aufschlagen zu müssen konnte schon mal den Tag so richtig versemmeln. Nichts desto trotz war sie natürlich pünktlich da. Der übliche Routinekram folgte und der Vormittag hätte noch richtig langweilig werden können. Bis… das Telefon bimmelte. Am anderen Ende eine völlig aufgelöste ältere Dame, die um Beistand bat. Was genau da nun los war konnte nicht eruiert werden. Also sollten zwei Beamten da mal vorbei schauen. Unsere Polizistin und ein Kollegen bekamen diese Ehre und dackelten also los.

Bei der älteren Dame angekommen wurde die ganze Angelegenheit schon an der Wohnungstür zu einem kleinen Abenteuer!
Die Lady, sichtlich aufgeregt und verwirrt, öffnete den Beamten selbige sozusagen in voller Kampfausrüstung: Baseball-Schläger und große Meg-Lite!
Freundlich-höflich bat sie die Beamten in ihre Wohnung und geleitete direkt zum Badezimmer. Dort gab es die erste, todernst ausgesprochene Warnung: “Vorsicht! Das sind ganz ausgebuffte Viecher! Die schlagen aus dem Hinterhalt zu!”
Was für Viecher sie denn meine?
Noch während die alte Lady die Tür zum Badezimmer ganz vorsichtig öffnete, erwiederte sie knapp: “Na, die Waschmaschinenkrebse!”

Stille.
“Die Waschmaschinenkrebse?”
“Ja sicher! Diese mistigen Viecher verstecken sich immer unter der Waschmaschine!”
“Aha. Und was machen die?”
“Uuuhh.. ja… ganz gefährliche Biester! Klauen immer die Socken! Warte nur noch drauf, dass sie mal Menschen beißen.”

Die beiden Beamten schauten sich auch nur noch bedeutungsvoll an und hatten doch etwas Mühe ernst zu bleiben. Das die Dame Hilfe benötigte war nicht von der Hand zu weisen, aber die Situation an sich hatte dann doch genug komisches Potential an dem man selbst als trainierter Beamter nicht so ohne weiteres vorbei kam.
Oberste Faustregel: Gib einem verwirrten Menschen erst mal Recht um ihn nicht noch mehr zu verwirren.
Ergo: Man begab sich wohl oder übel auf die Jagd nach den Waschmaschinenkrebsen! Wohl instruiert von der bereits in diesen Dingen erfahrenen älteren Dame. Allein… es nutzte natürlich nichts. Man wurde der Biester zunächst nicht habhaft. Jedenfalls nicht so, dass die Dame es den Beamten abgekauft hätte.

Schließlich kamen die beiden auf eine glorreiche Idee.
Die Lady hatte unter anderem praktischerweise ein Aquarium im Wohnzimmer stehen. Aquarianer besitzen in der Regel auch immer einen Käscher. So natürlich auch diese Dame. Praktischerweise besaß sie sogar gleich mehrere von den Dingern. Also bewaffnete man sich mit Käscher und der dienstlichen Meg-Lite sowie einem dieser Stoff-Einkaufstaschen und erklärte der Dame, dass man nun aufs Ganze gehen werde und die Waschmaschine verrücken wolle um an die Biester zu gelangen. Das sei natürlich nicht ganz ungefährlich und sie solle an der Türe wache stehen, für den Fall, dass eines der Viecher entwischen sollte. Die seien ja nun auch Licht-scheu. Warum sonst lebten die auch unter der Waschmaschine. Daher solle sie ihre Taschenlampe bereithalten und bekam ebenfalls einen Käscher.
Voller “Tatendrang” drangen die Beamten also in das Badezimmer ein und schlossen die Türe hinter sich. Vor der bezog die ältere Dame sofort Position, Taschenlampe und Käscher im Anschlag. Drinnen wurde die Waschmaschine ein bisschen verrückt und auch sonst ein wenig Radau veranstaltet. Schließlich war man offiziell auf der Waschmaschinenkrebs-Jagd. Mit den Käschern klatschte man auf den Fließenboden, fluchte ein bisschen, wenn so ein Biest “entwischte”… Ein hübsches kleines Schattentheater eben (bei dem sich die Beamten weiterhin schwer zusammen reißen mussten um nicht lauthals los zu lachen).
Kaum 10 Minuten später kamen die beiden Beamten triumphierend mit der Stoffeinkaufstasche voll mit den Waschmaschinenkrebsen (gefüllt mit ein paar Wäscheklammer) wieder heraus. Die Dame sah natürlich sofort nach und wirklich, die Beamten hatte volle Arbeit geleistet: Alle Waschmaschinenkrebse waren eingefangen. Beruhigt legte sie ihr “Arbeitsgerät” weg und dankte den beiden überschwenglich.

Im Dienstwagen erfolgte dann noch die ordnungsgemäße Meldung per Funk:
“Alle Waschmaschinenkrebse fachmännisch eingefangen und entsorgt. Die Bürgerin ist außer Gefahr.”
Die Nachfrage der Funkleitzentrale kann man sich vermutlich vorstellen.

Der Dame wurde später noch jemand vom psychologischen Dienst geschickt. Schließlich musste der Angelegenheit ja auch wirklich fachmännisch auf den Grund gegangen werden.
Die Dienststelle und unsere WG hatten dafür aber eines der größten Mysterien dieser Welt gelöst: Wir hatten Waschmaschinenkrebse und die fressen unsere Socken. Da brauchte sich keiner mehr wundern, wenn es mal wieder nur so von einzelnen Socken wimmelte.
Nein, einen Käscher hatten wir trotzdem nie in der Nähe unserer Waschmaschine liegen. Wir füttern unsere Waschmaschinenkrebse auch heute noch unbehelligt mit unseren Socken. Jedenfalls muss ich da immer wieder dran denken, wenn ich mal wieder nur eine Socke habe anstatt einem Paar.

Vic
Über Vic 260 Artikel
Klein, bekloppt, chaotisch, unkonventionell und erwachsen werden ist nicht mehr drin. ;) Technik-affin, Spiele-Freak, Leseratte und noch so einiges mehr. Vor allem aber ohne meine Fellnase(n) total aufgeschmissen! Willkommen in meiner kleinen, verrückten (Märchen-)Welt. Noch Fragen? Dann fragt doch einfach! ;)